Was wärst Du bereit zu investieren, damit Deine Wahrscheinlichkeit beim Motorradfahren tödlich zu verunglücken von 63,0578 Prozent auf 63,0385 Prozent sinkt?
???
Was schätzt Du, würde ein Staat tun, damit sich die Wahrscheinlichkeit beim Motorradfahrern getötet zu werden von 27,116 Prozent auf 27,097 Prozent verringert?
???
Ich gehe davon aus, dass Du mit ziemlicher Sicherheit sehr wenig unternehmen würdest, um das Risiko um solch minimalen Faktor – exakt 0,0192% – zu senken, oder?
Genauso würde wohl auch ein rational denkender Staat handeln.
Nur: Wir handeln nicht rational. Warum investieren wir so viel um Motorradfahren so sicher wie möglich zu gestalten, wenn die Wahrscheinlichkeit tödlich zu verunglücken derzeit genau bei 0,0192%* liegt? Ja, 0,0192% – es ist exakt diese Minichance, bei der Du im ersten Beispiel nichts – absolut nichts – für Deine Sicherheit unternommen hättest.
Diesen Denkfehler beschreibt der Nobelpreisträger Daniel Kahneman in seinem Buch „Fast and Slow Thinking“. Er würde so zu uns sprechen:
„Wenn Du Deine Aufmerksamkeit auf die Möglichkeit eines Motorradunfalls lenkst, bist Du zwangsläufig um Dein Leben besorgt. Es genügt nicht, dass Du Dein Risiko eines Motorradunfalls minimierst, denn Deine Sorgen würde auch bei einer Minimalchance eines Unfalls bestehen bleiben. Es gibt nur einen einzigen Weg Deine Sorge zu beseitigen: Du musst die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls auf NULL reduzieren.“
Na, toll! Ich muss das Motorradfahren also bleiben lassen, damit ich mich nicht sorge?
Also bitte, liebe Leser, lasst uns doch ein bisschen besorgt sein. Besorgt, um das was passieren könnte. Besorgt um uns selbst. Besorgt um unsere Freunde. Denn Sorgen heisst, dass man lebendig ist. Keine Sorgen – ergo Null Risiko – heisst, man ist bereits gestorben.
Thanx Mr.Kahneman,
risk’n’ride,
Dieter
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