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Gefährliche Dinge, die Du tun solltest (Teil 2)

Eine Diskussion auf der facebook-Seite der so fulminanten wie famosen Rennleitung#110.de erinnert mich an eine Fabel, mit der erstmals der chilenische Mediziner und Biologe Humberto Maturana das Licht der Welt erhellte. Und sie erzählt sich ungefähr so:

Du stehst vor einem Klippenrand. Ein tiefer, senkrecht abfallender Abgrund öffnet sich vor Deinen Zehenspitzen. Du wagst einen Schritt ins Leere. Dein Herz ist gefüllt mit Zuversicht. In dem Moment da Du den Schritt machst, hast Du das Gefühl, Du fällst ins Unendliche. Plötzlich spürst Du festen Boden unter Deinen Füssen. Deine Welt hat sich erweitert. Neues Land hat sich unter Dir gebildet. Eine größere Welt ist nun Dein.

Die Diskussion von der ich sprach wurde ausgelöst durch diese riskante Bremsübung:

In der Praxis lief es so: Auch ich fühlte vor dieser Bremsübung vor einem Abgrund zu stehen. Das ABS hatte ich extra ausgeschaltet. Das Herz pochte mir bis unter die Schädeldecke. Ich musste mir Mut zusprechen. Soll ich es wagen? „Ach, muss doch nicht sein“, wollte mich mein innerer Schweinehund zur Aufgabe überreden. „Zuversicht!“ brüllte mein Schutzengerl, „Ich bin ja eh bei Dir!“ Wie bei der letzten Auffrischung meiner Tetanusimpfung, ging alles schnell vorüber. Es hatte geklappt. Mit jeder Wiederholung gelang es mir ein Stück besser. Mittlerweile macht es mir Spaß das Ding zu probieren. Aus meiner anfänglichen Angst wurde Routine.

Dieses Bremsmanöver ist eines der „gefährlichen“ Dinge, die jeder Motorradfahrer wagen könnte-sollte-müsste, um seine Welt einen Schritt weit zu vergrößern. Es lohnt sich. Mehr noch lohnt es sich, für einen Gedankenaustausch darüber, einen Raum zu haben. Thanx, Rennleitung#110.

risk‘n‘ride,
Dieter

Gefährliche Dinge, die Du tun solltest (Teil 1)

Anhang: Einen Diskurs über das Bremsen löst automatisch einen über das ABS aus, wie auch in der oben genannten Gesprächsrunde.  Es gibt mehr und weniger enthusiastische Befürworter dieser technischen Weiterentwicklung. Ab 2016 sollte ja jedes in der EU neu zugelassene Motorrad ABS verpflichtend installiert haben. Da mein Artikel „ABS-Pflicht: Der Teufelsparagraph“ manchmal missverständlich interpretiert wurde, hier zu Klärung: „Ja, ich finde ABS ist eine tolle Erweiterung der passiven Sicherheit. Trotzdem wird ABS auch maßlos überschätzt. Genauso wie alle der heuer leider tödlich verunglückten Motorradfahrer einen Sturzhelm trugen, wird 2030 jedes Motorrad eines getöteten Motorradfahrers ABS besitzen. Aber wird sich die Zahl der tödlich Verunglückten um so viel verringern wird, wie die aktuelle BOSCH-Studie prophezeit? (Ist nicht BOSCH ein ABS-Hersteller?) Schön wärs.

2 Comments

  1. Wolfgang Wolfgang

    Vielleicht kann man so wieder ein Stück Eigenverantwortung abgeben.

    • Hallo Wolfgang, ja, die Eigenverantwortung wird in einem teurem Stück Technik verpackt und uns als Pflicht verordnet. Kompetenzen sind in Zukunft nicht mehr erwünscht. Fähigkeiten lassen sich leider nicht gut verkaufen.

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