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Bevorzugt Linkskurven

Die Erfahrung bescheinigt Motorradfahrern eine gesteigerte Wahrscheinlichkeit Kurvenmalheure Richtung links zu erleben. Sogar um ein Mehrfaches als die Möglichkeit steuerbords zu ankern. So die Prognose. Natürlich drückt solche Zahlenspielerei nur die Unfallchance eines durchschnittlichen Normalobikers aus, dem wir wilden Hühner und Kerle ja keinesfalls entsprechen. Interessant ist hier der Fakt im Beiwagerl, der mir auf die Schulter klopft uns sagt: „“He, dass ist doch gerade die Kurvenrichtung, die jeder Motorradfahrer so liebt!“. Es ist wieder so weit: Gerade dort wo es geil und rauschhaft wird, wartet der Kapuzenmann geduldig, um uns seine Sense ins Vorderrad zu knallen. Für mich stellt sich nun jenseits jedes Bedrohungsszenarios folgende Frage:

Warum nur bevorzugen viele Biker die Linkskurve?

Hier eine unvollständige Liste eingeholter Expertenmeinungen:

Die erste – plausibelste, deswegen nicht unbedingt der Wahrheit beste – Erklärung ist, dass wir in Linkskurven weiter hineinschauen können und daher mehr das Gefühl haben die Situation kontrollierend zu überblicken. Folgedessen neigen wir dazu den Gashahn etwas mehr zu öffnen als in der Rechtskurve. Steuerbords fahren wir mangels Durchblick etwas sanfter, da vor allem ein Rutscher sofort in einer innigen Umarmung mit dem entgegenkommenden Blechkäfig resultieren könnte. Spannend wäre hier ein Blick in Länder mit Linksverkehr, hier müssten Biker dann folglich Rechtskurven bevorzugen, oder?

Die zweite – weniger ins Auge springende – Hypothese wäre, dass wir in Schräglage gegen den Uhrzeigersinn mehr Gefühl für die rechte „Gas“-Hand haben, da wir mit unserer linken „Brems“-Pranke das Lenkerende drücken. Besseres Gefühl am Gasgriff – ergo – ein Plus an Sicherheitsempfinden(?) – ergo – höher gewählter Speed(?) – ergo – extra Unfallrisiko(?). Falls dieser Kettenschluß stimmt, mmh, die These wäre stichhaltig.

Ein dritter Motorradprofi überreicht mir die Idee, dass es die unterschiedliche Jobverteilung unserer beiden Gehirnhälften ist, welche die Wurzel unserer Präferenz für Linkskurven ist. Die linke Hemisphäre bestimmt vor allem das rationale Denken, also Zahlenspielerei und Analyse, kurz, die nüchterne Präzisionsarbeit. Da das linke Oberstübchen mehr das rechte Pfötchen steuert, könnte es sein, dass dies der Auslöser linkskurviger Kapitalen ist, denn laut Sir Bernt Spiegel sollte jeder Biker in der Kurve beim Dosieren nicht zu viel Denken, sondern mehr der Ganzheitlichkeit vertrauen.

Um, der Zahl „4“ gerecht zu werden, werfe ich noch ein Argument in den Ring. Sag man nicht, dass auf unserer nördlichen Halbkugel das Wasser im Abfluss immer nach links abfliesst? Und, da wir ja zu 70% aus Wasser bestehen, wäre unser inniges Verlangen daher, die Welt linksdrehend zu verlassen. Südhalbkugelbiker müssten wiederum die Rechtskurve lieben.

Meiner Meinung nach ist alles ganz anders: Das Leben bevorzug eben Linkskurven! Würden wir mit einen Motorrad die Doppelhelix unserer DNA aufwärts brennen, wir würden eine unendliche Linkskurve fahren. Auch wenn jedem Biker die Schnecke wesensfremd erscheint, ihr Haus bevorzugt ausnahmslos die Linksdrehung. Auch alle Seezungen liegen mit ausnahmsloser Vorliebe auf ihrer Linken.

Kurz gesagt, Verkehrssicherheit kann Genmanipulation und Stammzellenforschung nicht umkurven. Den absolut sicheren Motorradfahrer kann man halt nur im Labor züchten.

Bis dahin,
risk’n’ride,
Dieter

Nachhang: Gerade erfahre ich von einem guten Freund und Herbrenner aus London, dass er besonders Rechtskurven liebt. Das spräche für die erste Hypothese.

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