Heute im Warteraum meiner Zahnärztin. Während ein Schlagbohrer einem kleinen Mädchen hörbar Höllenqualen zufügt, ergreife ich die Novemberausgabe des Werbefolders des österreichischen Automobil- Motorrad- und Touringclubs, um mich irgendwie von dem Gewinsel abzulenken. „Kindersitze im Test!“ leuchtet in schwarzgelb vom Titelblatt – Sicherheit für unsere Kleinsten. „Wer dabei spart ist entweder Rabenvater oder schwerst zurückgeblieben“, sagt die Volksseele. „Da schau ich mal genauer hin“, sage ich.
Wer von Euch schon einmal das Glück hatte, sich im Internet auf die TED-Seite zu verirren, der weiss, dass dort Goldnuggets an Wissen und Weisheit vergraben sind. Der Klondike zeitgenössischer Wissenschaft, sozusagen. Abgepackt in Häppchen von maximal 20 Minuten. Besonderes Augenmerk möchte ich auf einen Vortrag von Steven Levitt lenken, der manche Sicherheitstest von Motorrad- und Autoindustrie in einen Faceplant stolpern lässt – vor allem Test von Kindersitzen.
Steven Levitt ist amerikanischer Ökonom und gegenwärtig Professor an der Universität von Chicago. Pointiert reklamiert er: „Kindersitze sind ein Schmarren“ (Babyschalen ausgenommen!) Ja, unser Bauchgefühl und unsere Intuition sträubt sich gegen solche Aussagen. Schlimmer – wir finden dies beschämend und sammeln 1000 Argumente, um Kindersitze zu verteidigen. Wer jedoch Levitts Argumentation folgt, denkt um.
Liebend gerne würde ich Steven Levitt dazu einladen, seine brillanten Analysen auf das Equipment der Motorradsicherheit abzufeuern. Wie effektiv sind Sturzhelme, Airbag und ABS? Vielleicht würden uns seine Antworten nicht gefallen. Vielleicht würden sie uns aber zu einer neuen Sicherheit führen. Eine Sicherheit, die von innen kommt und uns Menschen zugute kommt, anstatt einer Industrie samt Testjournalen fragwürdigen Profit zu verschaffen. Vielleicht?
Hier der fesselnder Vortrag mit deutschen Untertiteln:
Steven Levitt über Kindersitze
risk’n’ride,
Dieter
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