Springe zum Inhalt

Ork oder Mensch – wer ist der bessere Motorradfahrer?


„Zweimal Nachdenken“ oder „Augen-zu-und-durch“? Ich versuche die Antwort auf die Frage: Wieviel Denken braucht ein Motorradfahrer?

Manch Imperator des Risikos erwartet von seiner Streitmacht, möglichst gründlich und exakt abzuwägen. Seine ultimativen Waffen gegen die Gefahren des Motorradfahrens sind die Vernunft und das Kalkül. Die Aufgabe besteht im Skizzieren, im Planen und vor allem im Reflektieren, also im Nachdenken. „Think Twice“ ist sein Schlachtruf auf dem Kriegsschauplatz „Strasse“. Der strategische Feldherr ist sein Grosshirn.

Gegenüber steht ein Heer motorisierter Orks, dessen Soldaten rein nach Instinkt, Emotion und vor allem spontan handeln. Fähigkeiten, Intuition, Geschicklichkeit und Reflexe sind die Ritter ihrer Schlacht. Der Anführer ist ein drachenköpfiges Säugetier, gesteuert von Reptilien- und Pferdegehirn. Jeder zweite Gedanke kann tödlich sein, darum lassen Orks die Vernunft mit Frau und Kind zuhause, um gerüstet für das entscheidende Gefecht zu sein.

Ich frage mich nicht, ob ich den Kampf annehmen sollen. Entscheidend ist, wie ich dem Risiko begegne. Was nun? Vernunftmensch oder Ork? Wer hat die grössere Chance „da draussen“ zu überleben?

Ich wage eine Synthese. Keineswegs muss ich mich entscheiden, durch und durch vernünftig oder dauerhaft spontan und intuitiv zu sein. Wichtig scheint der Zeitpunkt an dem ich wähle, Mensch oder Ork zu sein.

Vor der Tour, vor der Kurve, vor dem Rennen ist es entscheidend sich mit zweifelndem und zauderndem „Think Twice“ zu wappnen. Doppeltes Überlegen, kalkulieren, berechnen ist die Gerätschaft des Strategen, des Taktikers, des Planers. Ich stehe vor dem Abgrund und überlege: „Soll ich springen oder nicht?“, „Tue ich das Richtige?“, „Gibt es andere Möglichkeiten?“. Der Ork bleibt an die Kette gelegt, das Gefühl weilt im Zwinger. Pure Vernunft zeigt uns den Weg vor dem Tun.

Habe ich mich jedoch für den Sprung, die Kurve, das Rennen entschieden, dann wäre die Vernunft, das Zaudern und Zögern, ja sogar der gesunde Hausverstand fehl am Platz. Im Tun braucht es kein Wenn oder Aber, kein Vielleicht. Erfahrene Risikosportler wissen von der Gefahr des zweiten Gedankens. Der Samurai legt dem Gegner sein Leben zu Füssen. Nur so kann er gewinnen.

Die Rahmenbedingungen werden in der Vorbereitung geschaffen. Im Tun gilt ein „Augen-zu-und-durch“. Warum sind diese Überlegungen so wichtig für gelungenes und sicheres Motorradfahren? Nicht selten begehen wir den Fehler, vor einer Fahrt wenig nachzudenken, um in Folge während der Tour zu zaudern und zu zweifeln. Je besser die Vorbereitung, desto souveräner das Handeln im Risiko. Also plane Deine Reisen ins Ausseralltägliche, plane Deine Tour la vie und zögere nicht, wenn Du Dich einmal für die Schlacht entschieden hast, oder wie Konfuzius so schön sagte: Es ist gefährlich einen Abgrund in zwei Sätzen zu überspringen.

©Risk’n’Ride

 

Published inAllgemein

Sei der Erste der einen Kommentar abgibt

Schreibe einen Kommentar