Springe zum Inhalt

Kein Dopamin, kein Sinn

Irgendwann im November, ich auf Amazon.de, „Zonko auf Monden“ im Warenkorb, drücke ich den Button „Bestellbestätigung“ – ein Gefühl der Entspannung macht sich breit. Fabelhaft. Gleich nocheinmal: „Evel Knievel – Ein Leben am Limit“ – Zooom – gekauft! Feeling: erstklassig! Da schnapp ich mir auch noch schnell eine Steppenwolf-CD, eine Mumin-Tasse für meine Frau und den PLAYMOBIL Supersportler für meine Tochter. Ich bin ja kein Egoist.

Kurzer Ausflug in den Duden (online – nicht gekauft!):

Holy Shit. Kaufrausch. Ich? Nee, das kenn ich doch nur von Frauen, steht ja schon im Namen drin. Geschwindigkeitrausch? JA!:

Irgendwann im August, ich im Weissenbachtal, Bike unter mir, drehe ich den Gashahn, 7000 U/min – ein Gefühl der Spannung macht sich breit. Fabelhaft. Gleich nocheinmal. „Karacho“ – Zooom – geschafft! Feeling: erstklassig! Da schnapp ich mir auch gleich die nächste Gerade, und die nächste, und die …

Ich glaub ich brauch eine Drogentherapie. Süchtig nach Kick? Eigenblut vollgepumpt mit Endorphinen? Schnell mal googlen – oh verdammt, „Internet“ das nächste Gift – ich tippe: „SUCHT“ – surfe die Netzwelle mit der Erkenntnis:

„Relax, Chill, bleib cool. Solange Du das ganze noch kontrollieren kannst, dabei keine Schuldgefühle hast, es Dich nicht drängt, das Ganze ständig zu wiederholen und Du Dir über die Gefahren darüber bewusst bist, take it easy.“

Aber:
Kontrollverlust? Na sicher.
Schuldgefühle? Irgendwie schon.
Wiederholungszwang? Sowieso.
Verdrängung? Ha, was soll ich bitte schön verdängen?

Break: Ich entscheide mit für Substanzentzug. Kalter Truthahn statt Kalte Kuchl: kein Shopping (trotz Weihnachten), kein Internet (naja, 30 min pro Tag ist kein Kontrollverlust) und vom Motorradfahren kann man im Advent soundso nur Träumen. Mein innerer Arzt verschreibt mit eine Packung Abstinenz = Punschstandl meiden, Amazon.de-Verbot, portionierter Internetzugang inklusive facebook- und youtube-Stop.

Ergebnis: 0,0 Promille Tag und Nacht. 100% Nüchternheit. Ich denk mir, jeder bekommt was er verdient. Aber irgendetwas fehlt mir. Alkohol? Nee. Einkaufen? Auch nicht. Facetube? Ebenfalls, njet. Na was dann? Körperdrogen! – Mein Blut ist leer, es fehlt das Dopamin und auch der Sinn.

Ich korrigiere den Duden:

Dann korrigieren ich mich: Seit gestern steh ich voll im Rauschtraining, heut schon ein Buch bestellt, mit Freunden zwei Vierterln Chianti genossen und in fiebriger Erwartung auf das Frühjahr, um mit meinen neuen Rauschskills durchs Weissenbachtal zu donnern.

Von irgendwo zwischen Abstinenz und Vollsuff,
risk’n’ride,
Dieter

Ein Kommentar

Schreibe einen Kommentar