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Ultimatives Sicherheitsgadget „Die Heimat“ (Letztes, wichtigstes und 10.Teil)

Dieter Wellmann
Meine „Heimat“ – sie ist mit Abstand mein wichtiges Zubehör für mein Motorradfahren. Sie schliesst als zehntes Teil und somit als Sahnehäubchen die Reihe meiner „Ultimativen Sicherheitsgadgets“. Heimat ist für mich Grundlage und Voraussetzung für gelungenes Kurvenkratzen und Highwaycruisen.

Ich blicke zur Seite und erkenne, dass diejenigen, die keine Heimat haben, sich schwer tun mit Unsicherheiten zurecht zu kommen. „Heimatlose“, riskieren entweder zu viel oder zuwenig, wobei ich mir mit diesem „zuviel“ und „zuwenig“ durchaus anmaße zu sagen, was balanciertes Risiko kennzeichnet. Es ist natürlich meine subjektive Einschätzung, was „richtig“ ist und was nicht. Dasselbe, was für einen Anderen viel zu schnell oder viel zu riskant bedeutet, kann für mich entspannter grüner Bereich sein – und umgekehrt.

Trotzdem nehme ich mir heraus zu sagen, was für die Allgemeinheit „zuviel“ und „zuwenig“ Sicherheit bedeuten könnte. Dies beruht auf meiner Intuition, ist daher nicht verhandelbar, sondern einfach ein kräftiges Grummeln in meiner Magengegend.

Was ist Heimat?

Um Missverständnissen vorzubeugen, beginne ich negierend zu sagen, was ich nicht mit Heimat meine. Heimat ist nicht die pseudoromantische Vorstellung einer Strache-Gabalier-NPD-Nazi-Welt, die den Begriff „Heimat“ meist dumpfbackig für sich beansprucht. Nein, das ist keine Heimat, das ist „alte“ Sicherheit, geprägt von Angst vor dem Fremden, Angst vor der Versuchung und der Unsicherheit. Nein, das ist nicht die Heimat, die ich meine.

Heimat ist für mich vielmehr eine Empfindung. Ein Gefühl der Verbundenheit. Zu Familie. Zu Freunden. Ja, vielleicht auch manchmal zu einer Region. Vor allem aber ist Heimat, Liebe zu sich selbst. Wer in sich beheimatet ist, der kann gelungen leben und auch souverän Motorradfahren und wagen.

Innere Heimatlosigkeit verleitet zu 2 gegensätzlichen Risikostrategien:

1. Ein Grossteil der Menschen, die keine Sicherheit und Heimat verspüren, riskiert nichts. Ohne Vertrauen, sperren sich die „Heimatlosen“ in ihren vier Wänden ein und frönen der totalen Sicherheit. Klar, diese Menschen fahren nicht Motorrad und lesen wahrscheinlich auch nicht diesen Blog. Die Zahl dieser Hochsicherheitstypen steigt jedoch in westlichen Gesellschaften rapide an.

2. Der Rest der „Menschen ohne Heimat“, sucht sein Zuhause im übersteigertem Risiko. Diese Suche nach Risiko verwandelt sich allerdings oft zu Sucht. Diese Menschen werden schwer finden, wonach sie suchen. Ob der ehemalige Fallschirmspringer, der sich über waghalsiges Basejumpen oder Wingsuitfliegen verortet, der Motorradfahrer, der zwecks Grenzverletzung sein Zweirad startet um „anzukommen“ oder jener heimatlose Immigrant, der auf einem überfüllten Kahn im Mittelmeer sein Leben riskiert, um eine neue Heimat zu finden – auf all jene wartet meist der harte Untergrund, die scharfe Leitplanke oder ein Europa, das nur mehr leere ausgehöhlte Heimat bietet.
Ich möchte anmerken, das ein Mensch auf der Flucht, trotz dem Verlust der äusseren Heimat, selbstverständlich eine innere Heimat empfinden kann und nicht jeder Wagissuchende ist automatisch „heimatlos“ – übersteigertes Risiko gründet jedoch nicht selten in mangelnder Verbundenheit.

Kann ich mir Heimat schaffen?

Ja, selbstverständlich. Obwohl das Fundament für Heimat in unserer Kindheit gezimmert wird, kann ich mein eigenes Leben gestalten und Heimat erschaffen. Im Sinne, dass es nie zu spät ist eine schöne Kindheit zu haben, kann ich meine Sicht auf mein Leben, die Dinge und somit mich selbst verändern. Je mehr Nähe und „Sicherheit“ mir von meinem familiären Zuhause geschenkt wurde, desto mehr kann ich verantwortlich wagen, Grenzen verschieben und neue Ufer suchen. Souveränes Wagen braucht innere Sicherheit.

Wenn es uns nicht gelingt in uns selbst Heimat zu erzeugen, dann sollten wir zumindest unseren Kindern Verbundenheit schenken. Es braucht Balance zwischen Sicherheit und Freiheit, diesem ungleichen Walzerpaar auf dem Tanzboden des Lebens. Holen wir uns wieder das Recht auf Fahrfehler, das Recht auf Stürze, das Recht auf Risiko zurück. Nur so finden wir zu einer Sicherheit, die ihren Namen verdient und nicht zu jener Scheinsicherheit die andere und somit mich selbst aus dem Leben ausschliesst. Holen wir uns ein Schäufchen innerer Heimat zurück. So können wir sie auch anderen schenken.

Ohne Heimat, ohne die Verbundenheit zu meiner Familie, meiner Frau, meinen beiden Kindern und meinen besten Freunden würde ich anders Motorradfahren. Ich wäre ein einsamer Held. Ich hätte nichts zu verlieren, nur mein eigenes Leben. Und das wäre in dem Fall für mich weniger wert.

risk’n’ride,
Dieter

PS: Die wahren Heimatlosen sind jene, die gegen Flüchtlingsheime und Asylwerber protestieren. Solange die Politik diesen Menschen kein Asyl gewährt, werden diese mehr und mehr in den rechten Abgrund schlittern. Im Zweifelsfall Linkskurve!

Published inAllgemein

2 Comments

  1. volker volker

    hallo lieber well-mann!

    schön!
    herzliche grüße vom wuschanberg! volker

    • Volker, mein Lieber! Ja, der Wuschanberg ruft! Vielleicht tragen mich meine zwei Räder gen Süden und ich mach einen Stop im Tante-Emma-Laden! Wäre schön!
      Liebe Grüsse vom Seeufer, Dieter

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