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Schicksalsmomente – „Gone … Too Fast“

Als ich mir gestern das „Gone … Too Fast“ -Video der Rennleitung#110 ansehe, zwängt sich eine Erinnerung in meinen Gedankenstrom. Ich hatte letztes Jahr eine ähnliche Begebenheit auf einer Bergstrasse, die mich ebenfalls die Hände Richtung Himmel falten lies. In jenem Moment wurde ich (oder es) von „oben“ gesteuert. Anders kann ich mir Folgendes nicht erklären:

Ich fahre hinter einem Reisebus im gefühlten Schritttempo her. In 150 Meter eine Rechtskehre. Freie Fahrt. Ein Gang runter und links vorbei. Plötzlich kommt eine 1200er GS frontal auf mich zu. Wir müssen uns die Fahrbahn brüderlich teilen. Gottseidank reicht der Platz für beide.

Ich kann schwören, der Motorradfahrer war nicht da, als ich den Überholvorgang begann. Er kam aus dem Nichts. Die Hölle oder der Himmel müssen ihn geschickt haben. War es ein Engel? Ein Dämon? Gar der Tod?

Es gibt also – jenseits von Fahrtrainings, Selbstdisziplin und Schulungen – Situationen, die ich nicht kontrollieren kann. Ist es Schicksal, ist es Gott, ist es der Teufel oder dummer Zufall? Ich bin es definitiv nicht!

Dies zu Ende gedacht, eröffnen sich mir drei Möglichkeiten:

  1. Ich höre mit dem Motorradfahren auf, da ich nicht alles kontrollieren kann.
  2. Ich trainiere öfter, lass mich noch mehr schulen und pflanze mir alles nur mögliche Sicherheitsequipment ein.
  3. Ich werde selbst zum Höllenengel àla Hunter Tompson und scheiss auf Sicherheit, da ich ja – wie bei Punkt 1 – ohnehin keine Kontrolle habe.

Mein vorsätzlicher Plan pendelt zwischen Option 2 und 3. Ich denke: „Option 2 ist mir langsam zu anstrengend. Option 3 kann ich als Familienvater einfach nicht akzeptieren.“ Als plötzlich wieder ein gottgegebener Gedanke vom Himmel fällt:

Ich lasse das zukunftsgerichtete „Was ist, wenn …“ und versuche im Hier und Jetzt ein volles und freies Leben zu leben. Im Schraubstock zwischen Sicherheit und Risiko warte ich auf den Tag, an dem es mir bestimmt ist, zu gehen.

Then I’m gone. Gone … (maybe) too fast!

risk’n’ride,
Dieter

PS: Indizien weisen darauf hin, das der GS-Fahrer ein höheres Wesen gewesen sein muss. Er hatte diese satanische Gelassenheit, mir den Vogel zu zeigen, während wir aneinander vorbeischrammten. Jedes irdische Wesen wäre schreckhaft frontal in mich gedonnert.

Published inAllgemein

6 Comments

  1. Noch viel einfacher gestaltet sich die Angelgenheit,
    wenn Du eine 50PS Transalp fährst. Hier kommst Du
    gar nicht in die Verlegnheit zu überholen, sondern
    erfreust Dich an einer gemütlichen Ausfahrt hinter Reisebussen 😉

    • Ich bin ein grosser Freund von Downsizing, Entschleunigung und Müßiggang, doch diesen Reisebus hätte auch eine 50PS Transalp geschnupft. Vielleicht war das Geschenk des Schicksals auch nicht der entgegenkommende Motorradfahrer, sondern im Reisebus waren 50 Höllenengel, die mir eine Lektion erteilen wollten.
      Du hast aber absolut recht, denn unser Schicksal ist nicht immer nur gottgegeben, wir können es auch herausfordern. Mit einer 50PS Transalp kitzelt man den Nabel von Satan freilich weniger als mit einer 200 PS Rennsuse.
      Liebe Grüsse,
      risk’n’ride,
      Dieter

      • Bla Bla

        Glaub mir, man kitzelt den Satan auch mit einer Alp. Bis 100 soundso und bei mehr auch, dann wegen der fehlenden Leistung.

        Mach dir nicht so einen Kopf darum. Du konntest dich schmal machen und hattest die richtige Blickführung. Hat sich das jahrelange Training doch bewährt.

        • Hallo Bla, ja, ich kann mich noch erinnern, wie ich mit einer Alp mehrmals mit meinem Leben Roulette spielte – und ich liebte es.
          Und ja, mein langjähriges Training hat mir in dieser Situation sicherlich geholfen.
          Was mich immer noch beschäftigt ist, dass ich diesen Motorradfahrer nicht gesehen habe, obwohl freie Sicht war und nix von „Sonne geblendet“ oder Blickschatten da war. Dieser GS-Fahrer ist für mich ein Symbol für all die Dinge, die ich trotz Trainings und Sicherheitsequipment nicht beeinflussen kann.
          Da übt man sich in Achtsamkeit und Selbstkontrolle und passieren tut es trotzdem. Klar, ohne dem hätte ich eventuell mehr solcher „Schicksalsmomente“. Es ist dieses Gefühl der 100%igen Kontrolle, dass ich immer wieder aufgeben muss und mit dem ich mich persönlich auch auseinandersetzen muss/möchte/soll.
          Liebe Grüsse, Dieter

          • Bla Bla

            Was mir gestern morgen auf dem kalten Weg zur Arbeit einfiel (du siehst, dein Ereignis beschäftigt mich noch):
            Der GS-Treiber war natürlich vom gleichen Schlag wie du; Und darum nicht überrascht und konnte dir noch den Vogel zeigen. Nix überirdisch, nur besser in dem Augenblick.

    • Bla Bla

      Wenn du die 50PS der Alp mit etwas mehr Drehzahl auch abrufst, ist das alles kein Problem. Man kann mit der Alp bummeln, muss es aber nicht.

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