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„Double Fuck You“ Serie #1: Das Headset

Headset
Auf der Startlinie meiner „Double Fuck You“-Serie über Dinge, die eine Motorradfahrer so gar nicht brauchen kann, gerät am heutigen Tag das Headset unter meine Räder.

Das Headset: Ein der wohl unnötigsten und überflüssigsten Errungenschaften seit Jesus mit Triumph in den Himmel fuhr. Egal, ob ich – wie momentan – im Zug sitze oder mich sonstwo im öffentlichen Raum bewege, jeder Vollpfosten – inklusive mir selbst – geistert mit seinem Unding namens Smartphone durch die Welt, um mit dieser verbunden zu sein. Falls nicht ununterbrochen, dann zumindest zeitweise, auf jeden Fall zu oft, hängt unsere Aufmerksamkeit an jenem Ding, das unsere Menschheit wohl ähnlich verändern wird, wie die Erfindung des Rads.

Ok, liebes Apple und geehrtes T-Mobile, ich ergebe mich. Ihr habt mich erfolgreich gekidnappt. Lasst mich Euer Opfer sein, samt Stockholm-Syndrom. Eines sei Euch jedoch gesagt, auf mein Motorrad schafft Ihr es nie. Auch nicht durch ein perfides Headset.

Mein Ritt auf zwei Rädern bedeutet mir Ausseralltäglichkeit. Focus, Konzentration, ja, Meditation oder Zen-Kontemplation ist die Bewusstseins-Essenz meiner Hier&Jetzt-Leidenschaft. In diesen Bereich meines Lebens darf weder Sozius-Gequassel, Navi-Gesocks, noch die lockere Plauderei des Rattenschwanzes einer Motorradgruppe meine Synapsen streifen. Der Dezibel-Smog eines Headset überschreitet hier absolut die Grenzlinie meines Kampfgebiets.

Sind es nicht die Jahrmarktsbuden á la LOUIS, HEIN-GERICKE, ect. die uns unter der Hand weiss machen wollen, dass sie für uns Motorradfahrer da seien und zeitgleich über die Theke diesen Krempel verscherbeln? Einerseits wird uns katalogweise Scheinsicherheiten wie Airbags ect. angeboten, andererseits werden konsumgeile Biker mit Headsets ins – zumindest bewusstseinsmässige – Jenseits gejagt. Ist denn Motorradfahren nicht genug?

Fernab jeglicher Emotion: Unsere Konzentration während einem Telefonat im Strassenverkehr entspricht einer mentalen Performance von plusminus 0,8 Promille* Alkohol im Blut. Da stell ich mir vor der Ausfahrt schon lieber ein paar Bier hinter die Kiemen als dass ich mir so ein Schnickschnack an die Ohren stecke.

Hier also mein fettes „Double Fuck You“ an die Headset-Industrie, deren Vertreiber, deren Hochglanzbewerber, deren Verkäufer und auch alle, die für das Zeugs ein Geld ausgeben.

Ein zen-gleiches,
risk’n’ride,
Dieter

* Quelle: Dr. Gregor Bartl – www.allesführerschein.at

• Tödliches Unfallrisiko: neunfach (VIOLANTI, 1998)
• Sachschadenrisiko: 4,3 innerhalb 5 Minuten; 1,3 innerhalb 15 Minuten nach Telefonat  (REDELMEIER & TIBSHIRANI, 1997)
• Reaktionszeit mit Handy 0,52 Sec. Ohne Handy 0,37 Sec. (CORINTH, 1993)
• Plus 30% Reaktionsauslassungen (MC KNIGHT, 1993)
• Signifikant mehr Fahrfehler  (LAGER & BERG, 1995)
• Reaktionszeit verlängert, Abstand zum Vordermann bleibt gleich (ALM & NILSSON, 1995)
• Fahrfehler mit Handy + 40%, mit handfree + 28% (ZEILINGER, 1999)
• Für Handy und handfree gilt: emotional Aufregendes stört am meisten und Reaktionszeitverlangsamung (ZEILINGER, 1999)
• Herzrate steigt (HAIGNEY et al., 2000)
• Anhalten vor Schutzweg: mit Handy 26,9%; ohne Handy 40,4%
(SCHÜTZENHÖFER & KRAINZ, 1997)
• Tunnelblick: seitliche Wahrnehmung reduziert (LANGER, 2004)
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