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Der Hells-Angel-Pfad zu meisterhaftem Motorradfahren

Suny Barger
Von einem Hells Angels als einem Motorradfahrer zu sprechen ist hanebüchen genug, um urplötzlich von einem Trupp wildgewordener Psychiatrieschergen in Zwangsjacke einkassiert zu werden. Das Motorrad eines Hells Angels ist nichts anderes als sein Symbol des Widerstands und sein Werkzeug der Anarchie. Er würde auch eine Ziege reiten, hätte Marlon Brando in „Der Wilde“ das Städtchen Wrightsville auf einer Geiß gepiesackt.

Nichtsdestotrotz findet man einen Outlaw eher auf einem Motorrad wieder, als dass man ihn beim Zickenmelken antrifft, obwohl Letzteres seinem wütendem Gemüt äusserst zugute kommen würde. So ist es, dass Hells Angels – oder auch Bandidos und Konsorten, also jene „Rocker“ mit leicht abgeändertem Kostüm am gegnerischen Karnevalswagen – auch das Gras auf meiner Weide fressen.

Vor Jahren geschieht mir, dass ich flankiert von hohen Bergen das verirrte Kuttenlogo des Chapters „Berlin“ im Visier meiner Maschine erspähe. „Ein Biker“, denke ich „den fress ich zum Frühstück wie einen plattgefahrenen Igel“ und will gerade zum Überholen ansetzen, als mir das Echo der Strassenschlucht das Gedonnere des Leibhaftigen um die Ohren prügelt. Der Chopper hat das Kriegsbeil ausgegraben und zu einer munteren Verfolgung geblasen. Ich stelle mich dem Duell und bin überrascht, wie grazil und feinfühlig der Engel die Kurven nimmt, ohne auf sein Prestissimo zu verzichten. Ich habe Probleme an seinem Hinterrad zu bleiben, was selbstverständlich mit meiner Wohlerzogenheit zu tun hat. Erst als ich meine Kinderstube vergesse, kann ich das brüllende Tier auf einer kurzen Gerade erlegen. Es hängt noch eine Weile an meinem Hinterrad bevor es langsam am Horizon in meinen Rückspiegeln verschwindet.

Wie kann ein Mensch, dessen Gesinnung so nahe am Fatalismus bebaut ist, für den Fahrtrainings Gebetskreise für Spiessbürger verkörpern, wie kann so ein Bruder des Schicksals sein Gerät so exquisit um die Kehre schwingen? Um diese Frage beantworten zu können, muss man die Einstellung eines Rockers zu Verletzung, Unfall und Tod kennen. So wie ein Samurai sein Leben in die Hände seines Gegners legt und damit über ihn Überhand gewinnt, so pfeift ein heroischer Hells Angel auf den Tod, um ihn so zu besiegen. Es ist diese Furchtlosigkeit der Rockergemeinschaft, die den Spiessern Angst und Schrecken einjagt. Wem in Schlägerei und Raufhandeln mindestes 7mal die Nase gebrochen wurde, der fürchtet sich auch nicht vor dem achten Besuch in der Notaufnahme. Gebrochene Knochen werden zur Routine und im weiteren zu Trophäen. Die Gehirnerschütterung als Schulabschluss, der Schädelbruch als Doktortitel. Das sind die Prüfungen der Rockerhochschule, die jedem Biker zur MC-Präsidentschaft oder mindesten zum Seargant-at-Arms befähigen.

Hunter „oder wer könnte es besser wissen“ Thompson schrieb dazu: „ Ein Barkeeper mit vernarbten Fingerknöcheln schlägt schneller und fester zu als ein Karate-Anfänger, der noch nie blutig geschlagen wurde. Aus dem gleichen Grund fährt ein Hells Angel, der schon oft genug einen Highsider hingelegt hat, um darüber Scherze zu reißen, mit einer Klasse und Umbekümmertheit Motorrad, die man nur durch schmerzhafte Erfahrungen erwirbt.

Genau diese Klasse und Unbekümmertheit begegnete mir damals unter der 1%er-Flagge des Berlin Chapters. Irgendetwas sagt mir, dass er mich damals vorbeiziehen lies, weil er von meiner abgründigen Erbärmlichkeit wusste. Ich habe nicht die Klasse, mit Gott um mein Leben zu würfeln. Darum wird ein Teil von mir diese Scheiss-drauf-Typen immer bewundern – egal ob sie Motorrad fahren oder auf einer Ziege reiten.

Published inAllgemein

2 Comments

  1. udo hermann udo hermann

    Hey,ich bin ein normalo,aber,wie kann man nur so eine Scheisse schreiben.Du Spacken kennst die Jungs doch garnicht.U.Hermamnn

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