Ab diesem Jahr müssen Bikersprösslinge in Österreich – zusätzlich zum kommandierten Fahrsicherheitstraining und dem verkehrspsychologischen Gruppengespräch – 1,5 Unterrichtseinheiten „Gefahrenwahrnehmungstraining“ bezwingen. Ob das eine guter Einfall war? Es wird sich weisen. Ich möchte ja nicht stetig schwarzmalen.
Sauer aufstossen tut meiner Klügelei nur der diesbezügliche Text im Gesetz FSG-GV §13c, wo es heisst: „wobei generell die Notwendigkeit einer DEFENSIVEN Fahrweise ins Bewusstsein der Teilnehmer gerückt werden soll“. Ja, Herrschaftszeiten, sind wir im Krieg, oder was?
Defensive (Quelle Wiktionary)
[1] Abwehrbereitschaft, Verteidigung
[2] Im Sport: Teil einer Mannschaft, der vorwiegend gegnerische Angriffe aufhalten soll
Herkunft:
lat.: defendere – verteidigen
Führen wir einen Feldzug gegen den Rausch und gegen das Risiko? So wie schon das Vater Unser mit seinem: „Führe uns nicht in Versuchung“ den Motorradfahrer dressiert möchte. Können wir mit dieser Schonhaltung den Fährnissen des Lebens die Stirn bieten? Ich behaupte: Nein. Diese dunkle Gesinnung führt zu Abstinenz und Langeweile und darf/kann nicht Bestandteil gelungenen Motorradfahrens sein. Eine scheinheilige Kultur sitzt hier der Falschübersetzung des alten Katechismus auf. Korrekt hieße es: „Und führe mich IN der Versuchung“.
Es geht also nicht darum sich gegen das Risiko zu verteidigen, sondern die Versuchung zu rühmen. Denn: Sie ist da! Und sie ist geil! Falls wir etwas benötigen, dann eine Kunstfertigkeit, die uns IN der Begierde leitet. Leider schenkt die gängige Sittlichkeit der inneren, selbsterzeugten Sicherheit nur wenig Gehör. Viel lieber ergötzt sie sich im Aufrüsten und Wappnen gegen die Widrigkeiten des Lebens mit unzähligem militärischen Waffenarsenal (Helm, Protektor, Radarpistole, ABS, ect.)
Daher: Fahrsicherheit – JA. Defensiv – Nie und nimmer!
risk‘n‘ride,
Dieter
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