Gesetze werden beschlossen. Sind die Paragraphen für uns Bürger schlüssig (heisst nicht automatisch sinnvoll), werden sie über die Zeit von der Mehrheit angenommen und nach Geraumen zu Kultur. So geschehen bei der allgemeinen Helmpflicht für Motorradfahrer (D: seit 1976, A: seit 1979, CH: seit 1981).
Wagen wir einen Blick über den Atlantik in die USA, sehen wir, dass das Thema „Helmpflicht“ alles andere als einfach ist. Von 50 Bundesstaaten haben
- nur 21 die allgemeine Helmpflicht
- In 26 Bundesstaaten ist die Helmpflicht altersbezogen (unter 18-21 Jahren)
- In 3 Bundesstaaten gibt es KEINE allgemeine Helmpflicht! (Stand 2011)
Ich glaube nicht, dass wir die Einwohner von Illinois, Iowa und New Hampshire per se als bescheuert bezeichnen dürfen, wenn sie auf den Kopfschutz beim Motorradfahren verzichten. Gesetzte wachsen nicht auf Bäumen und fallen nicht vom Himmel, sondern sind meist – vielleicht nicht gut, aber – lang überlegte Entscheidungen.
John Tierney, Kolumnist der New York Times, stellt folgendes zur Diskussion:
Motorradfahrer sollten selbst frei entscheiden, ob sie einen Helm tragen wollen oder nicht. Jeder Motorradfahrer kann zwischen zwei Alternativen wählen:
- Standardführerschein. Dieser beinhaltet allgemeine Sturzhelmpflicht!
- Zusatzausbildung und Faktoren zur Berechtigung für Fahren ohne Helm:
- Eine genügend hohe (Unfall-)Versicherung, so dass der Steuerzahler bei einem Unfall nicht zur Kasse gebeten wird.
- Ein Risikokompetenztraining: Spezielles Fahrtraining und Coaching bezüglich Risiken des Motorradfahrens, Unfallstatistiken und Erfahrungen.
Motorradfahrer müssten also dafür bezahlen, um den Wind in den Haaren zu spüren. Der Führerschein käme zwar etwas teuerer, aber die Entscheidungsfreiheit, ob Helm oder nicht, wäre beim Motorradfahrer selbst.
Ist das ein Modell für Europa? An der Sturzhelmpflicht wird sich glaub ich nichts mehr ändern (gut so!), aber STATT Verpflichtungen für z.B. das Tragen von Warnwesten würd ich schon so ein Training machen. Oder nicht?
risk‘n‘ride,
Dieter
PS: Dabei könnten Warnwesten absolut cool aussehen! siehe Rennleitung#110
Seltsam, heute morgen habe ich schon über etwas ähnliches nachgedacht. Meine Gedanken drehten sich aber eher um die sogenannten Braincaps. Eine zusätzliche Ausbildung habe ich zwar nicht berücksichtigt, aber eine entsprechende Versicherung. Sei es nun Kranken-, Unfall- und/oder Lebensversicherung mit besonderen Beiträgen. Sozusagen ein Risikozuschlag für besonders gefährdete Gruppen. Eine zusätliche Ausbildung macht dann auch Sinn, um die Leute nochmals zu sensibilisieren. Man könnte auch darüber nachdenken, eine erfahrungsabhängige Helmbefreiung einzuführen. Zusätzlich zu den oben genannten Punken müsste man, ähnlich wie bei der Leistungsbeschränkung, erst eine bestimmte Zeit gefahren sein um seinen Helm abnehmen zu dürfen.
Warum nicht auch in diesem Zuge die gesamte Helmpflicht überdenken und neu regeln? Dazu würde meiner Meinung nach auch eine Helmpflicht für Fahrräder gehören, insbesondere für angetriebene Fahrräder, egal ob elektrisch oder mit Verbrennungsmotor. Auch hier kann man dann Ausnahmen, nach den gleichen Kriterien wie für komplett motorisierte Zweiräder gestatten.
Mich würde das allerdings nicht davon abhalten meinen Helm zu tragen, denn mein Kopf ist mir wichtig.
Hallo Sven, wäre echt interessant das Ganze auch hierzulande durchzuspielen. Vor allem, wie Du richtig sagst, bei der Fahrradhelmpflicht, da sich hier die Experten ja sehr uneinig sind, ob diese was bringt oder nicht.
In meinen Überlegungen geht es vor allem um die (gefühlte) Entscheidungsfreiheit jedes Bürgers, wobei eine Entscheidung zwar etwas mehr kostet, aber trotzdem noch getroffen werden kann. Tja, die Idee kommt nicht zufällig aus den USA, wo die „Freiheit“ als wertvolles Gut gehandelt wird (die Realität sieht dort allerdings schon etwas anders aus).
Ich bleib wie Du bei meiner selbstauferlegten Helmpflicht!
Liebe Grüsse und risk’n’ride, Dieter
Ich spreche zwar nicht für Weicheier, aber ein richtiger Mann trägt keinen schwulen Helm. Leute die schon aufm Fahrrad einen tragen brauchen schon eins wenn die ausm Haus rausgehen. Das sind Weicheier und Luschen.