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Monat: September 2011

Was kann ein Motorradfahrer von einem Besuch in einer Schokoladenfabrik lernen?

Tja, schräge Frage? Ich kann sagen: „Gar nicht so wenig.“ Vor drei Wochen war ich mit meinen risflecting©-Freunden auf Besuch in der Zotter-Schokoladenfabrik und durfte dabei viel über meinen Umgang mit Rausch, Risiko und Motorradfahren erfahren. (Die motorradspezifischen Sachverhalte sind im Text mit Zahlen versehen)

Jeder kann sich vorstellen, dass ich mir als hohes Ziel dieses Besuches, bei dem man an die 150 verschiedenen Schokoladensorten verköstigen kann, Abwesenheit von Übelkeit setze. Ich brauche dazu das nötige Gespür für „gesundes Maß“ (1). Im Vertrauen  auf meine Genussfähigkeit peile ich einen balancierten Zuckerrausch an. Soweit so gut.

Ich starte die Parabolica der Schokoladenkultur mit einem Vortrag in der Zotterbox, bei dem ich bereits vor der ersten Schikane gewarnt werde: „Vorsicht! Lassen Sie sich nicht vom ersten Schokoladebrunnen verführen, es ist 100%ige ungesüsste Bitterschokolade. Später kommt Besseres.“ 10 Minuten später löffelt fast jeder Besucher mit verbitterter Miene an ausgerechnet diesem Trog. So auch ich (2). Es schmeckt grässlich.

Ich komme in einen Raum mit dem Thema „Tankstelle – Tanken Sie Kuvertüre mit ansteigendem Kakaoanteil“. Mit stufenweiser Erhöhung von 10 bis 40 Prozent, liess ich die restlichen Stärkegrade aus und peile das Schild „GRENZWERTIG“ an – Untertitel: „90%“. Ich denke mir, das wird mir den Kick verpassen, als ich im Augenwinkel die Überschrift „GRENZÜBERSCHREITUNG“ – 100% Kakaoanteil erspähe. Leider hängen an diesem Tropf bereits mehrere Junkies, hinter denen ich mich für den Geschmacksthrill anstelle. Wie erwarten: SAUBITTER! (3)

Nach ein paar Schluck Leitungswasser geht es nun in die „Knackerei – Ent(ver)führt Sie Stück für Stück in die Welt des Kakaos“. Gefühlte 100 Sorten feinster Zotterschokolade in Miniaturausführung zur Verkostung. Nach fünf gekauten Schmankerln Fruchtschoko macht mich mein Freund Tim aufmerksam, dass ich nicht beissen, sondern die Schokolade auf der Zunge zergehen lassen soll – des Genusses wegen (4). Genuss schön und gut – ein Pulk von einer Reisegruppe im Nacken und vor mir der Slow-Food-Papst, ein ca. 9jähriger Knilch der jedes Stück über die Mundschleimhaut zu inhalieren versucht. Nach einer Weile setze ich zum Überholmanöver an, obwohl ich dadurch auf mehrere lecker klingende Sorten verzichten muss (5). So, nun kann ich meinen Genuss-Speed selbst wählen, leider meldet sich nun mein Magen mit leisen Grizzlylauten und gibt mir zu verstehen, wirklich nur mehr die Highlights zu kosten. Geschafft! Mir gehts noch einigermassen gut.

Nächste Sonderprüfung: „Trinkschokolade online“ – die kleinste Doppelmayr-Gondelbahn der Welt serviert mir exotische Trinkschokoladen. Ich hol mir von der Bar ein Glas heisse Milch und flaniere durch den Raum, um mir die passende Sorte zu wählen. „Chili Bird‘s Eye“, „Götterdrink“, „Regenwaldwunder“ um nur einige zu nennen – geschüttelt oder gerührt. Hey, ich muss mich beeilen, meine Milch wird kalt, ich kann mich nicht entscheiden, ich wähle konservativ „Honig-Zimt“, damit der Schokoladenblock sich auch noch in etwas Trinkbares verwandeln kann (gerührt – versteht sich). Ergebnis: ZUCKERSCHOCK! (6)

In den Seilen taumelnd – angeknocked wie Sugar Ray – wanke ich an den „Mitzi Blue Turntables“ einer Vinylsammlung aus Schokolade vorbei – nein, doch noch eine Kleinigkeit von „Hanfplantage“ und „Liebeshimmel“ genascht (7).

Jetzt: die „balleros Kesselbar“. Völlig genussfrei konsumiere ich – anästhesiert durch Zuckerrohr – kleine in Schokolade gerollte Knabberstückchen, die in meinen Magen plumpsen wie Kanonenkugeln. Mein Körper bettelt nach Insulin.

Jetzt der Epilog – „Running Chocolate“. Aus kleinen Schiffchen hämisch grinsende Schokoladenstücke sagen mir „Du hast versagt!“ Aus Rache müssen handgeschöpfte „Sauerstoff“- und „Zitronenpolenta“-Teilchen dran glauben.

Den Zotter-Shop verlasse ich schweigend mit zwei 12ml Schokospritzen „Desinfektion“ – „der Genuss-Kick ohne Nebenwirkungen“. Draussen treffe ich meine Rausch&Risiko-Freunde. Ihr Anblick verrät kollektive Seekrankheit am Schokomeer. Ein Gefühl der Verbundenheit macht sich breit, „Ich bin nicht allein!“. Niemals in meinem Leben wird die Intensität meiner Vorfreude auf Schlachtplatte àla steirischer Buschenschank diese Sphären erreichen. (8)

RISFLECT, risk’n’ride, Dieter

„Fastest“ Moto GP Filmpremiere – Ein lyrischer Movietrailer

Meine letzte Geschichte war bereits von Lyrik angehaucht.
Heute das Ganze einen Gang höher.
21.September 2011, Filmpremiere von „Fastest„, eine Moto-GP-Doku von Mark Neale.
Ich hab die ersten 1:20 min vom Trailer übersetzt und entschleunigt.
Siehe da, eine Ballade aufs Motorradfahren.
Aber schau und lies selbst:

risk’n’ride, Dieter

Eine Kurve ist eine Kurve ist eine Kurve … AGEAG – meine Kehrenstrategie–

Nach kurvigen Tagen in den Dolomiten und einem Häppchen Bikeweek am Faakersee durfte ich zuhause ein Posting von Andrea Klein auf meinem Bildschirm lesen. Andreas größte Unsicherheit sind enge Kurven in den Bergen. Andrea, da bist Du nicht alleine auf diesem Planeten! Vom Sellakreisel kommend schreib ich heut mal meine Strategien um mögliche Ecken in der Kurvenlinie auszubügeln.

 

1. Schon bei der Anfahrt zur Kurve passieren bei mir 2 Dinge:

  • Ich lasse meiner Intuition freien Lauf, welchen Gang in wählen werde. Er ergibt sich aus dem Kurvenradius und dem jeweiligen Bike.
  • Kann ich weit vorausschauen, mach ich auch noch einen Gegenverkehrs-Check (obwohl für eine exakt gefahrene Kehre es keinen Unterschied machen sollte, ob ein PKW entgegen kommt oder nicht – also eher Reisebus-Check)

2. Jetzt beginnt der eigentliche Kurvenvorgang:

  1. Ich bremse an und schalte auf den passenden Gang, so, dass ich und mein Bike mit eben passender Geschwindigkeit den Kurveneingang erreichen
  2. Jetzt lenke ich möglichst aussen und möglichst spät ein und blicke gleichzeitig weit voraus (hier möchte mein Blick sich jedoch auf die 5 Meter vor dem Vorderreifen heften)
  3. Nun fahre ich mit Stützgas bis zum Scheitelpunkt an dem ich nun stärker oder voll Gas geben kann
  4. Voilà

Das war natürlich anfangs viel Arbeit für meine Gehirnwindungen, darum hier die Kurzform:

  1. Anbremsen
  2. Gangwahl
  3. Einlenken
  4. Ausblick
  5. Gas

Ist Dir das noch immer zu lange, nimm doch die Anfangsbuchstaben:

A – G – E – A – G

und sprich sie während Du sie ausführst innerlich vor:

„AaaaaaaGEeeeeeeAaaaaaG“

Du kannst Dir natürlich Dein ganz persönliches Kurvenwort kreieren.

Das ist nicht alles, was man dazu sagen kann. Ich hab mirs jedenfalls so gelernt. Bin jedoch offen für Verbesserungen und Deinen Feinschliff.

VIEL SPASS IN DEN BERGEN, risk’n’ride, Dieter