Schluss mit lustig. Stopp der Babypause. Manch geistreiche Zunge behauptet ich hätte die Geburt meines Sohnes so geplant, dass er das Licht der Welt in der motorradfreien Winterpause erblickt. Nein, es war der Terminkalender des Zufalls, der es so fügte. Jetzt, da mein Fratz nun mal hier ist, werde ich von der moralisierenden Gesellschaft mit nervenden Fragen und noch schlimmeren Ratschlägen gequält, wie: „Verkaufst Du Dein Motorrad? Schließlich hast Du als zweifacher Vater doppelte Verantwortung!“, „Es wäre wohl an der Zeit als Motorradfahrer und Vater eine Lebensversicherung abzuschliessen!“ oder „Ist in Deiner Situation nicht wichtiger am Leben zu bleiben und Dir eine Leidenschaft mit weniger Risiko zuzulegen?“. Scheisse, nein, ich will nicht am Leben bleiben. Wie soll ich meinen Kindern später erklären, dass ich das, was mir so viel Freude bereitet am Tag ihrer Geburt in den Müll entsorgte. Nein, „am Leben bleiben“ ist für mich keine Option. Mein Dasein soll eine andere Grundlage haben.
Nein, Zweiradabstinenz und Lebensversicherung sind keine Lösungen für motorradfahrende Familienväter wie mich. Allseits rundum gegen Sturm, Hagel, Unfall und Beben zwangsversichert soll ich mich nun auch noch gegen mein Leben versichern? Schon Oscar Wilde hat einmal gesagt, das Leben sei viel zu wichtig, um es ernst zu nehmen. Ich kann ergänzen, mir ist es zu wertvoll, um es zu versichern.
Die Antwort auf mein Grübeln strampelt gerade fröhlich vor meiner Nase. Mein Sohn. Vollgefixt mit Leben. Er denkt nicht an Sicherheit, an sein Überleben oder ans „am Leben bleiben“. Er ist einfach. Mein kleiner Lehrmeister, mein Guru der Glückseligkeit.
Er spricht zu mir:
„Du sollst kacken und essen,
lachen und weinen,
schlafen und wachen.
Vor allem sei lebendig,
schwing Dich auf Dein Motorrad und spüre das Leben.“
Daher, ab jetzt wieder und weiterhin,
risk’n’ride,
Dieter
Dem kann ich nur zustimmen, es macht überhaupt keinen Sinn mit dem aufzuhören was einem am meisten Spass macht, nur weil man jetzt (nochmal) Vater oder Mutter geworden ist! Man hört damit auf wenn es keinen Spass mehr macht, nicht früher.
Als ich vor knapp drei Jahren Vater geworden bin stand ich vor der gleichen Frage und ich habe mich auch bewusst dafür entschieden weiter Motorrad zu fahren. Die Mutter des Kindes hat sogar die Elternzeit zum Erwerb eines Motorradführerscheines genutzt! Die muss sich seitdem auch öfter mal Fragen ala „Du als Mutter fährst Motorrad, ist das nicht zu gefährlich?!“ anhören, als ob das für Mütter weniger oder mehr gefährlicher wäre als für Väter, Omas, Onkels oder sonstwen.
Inzwischen dreh ich mit sehr viel Freude auch Runden auf der Rennstrecke. Ich freue mich schon wenn mein Kind mich dort besuchen und mir zusehen kann, ich ihm zeigen kann was Papa so zum Spaß in seiner Freizeit macht. Ich denke das ist eine wichtige Lektion für die Kleinen: Mach was dir Spaß macht, häng dich rein und versuche soviel davon zu haben wie es nur geht!
Großartiger Artikel! Habe ich direkt auf Twitter verbreitet. Weiter so!
Ich kann da zwar nicht mitreden, aber es klingt – logisch und gut.
Bin dieses Jahr seit 31 Jahren Vater und fahre seit fast 40 Jahren ununterbrochen Motorrad. Das ist nicht nur gut so, sondern war auch immer mein Plan. Ich werde auch weiterhin als Ganzjahresfahrer unterwegs sein.
Allerdings fahre ich seit den Kiddies umsichtiger und benutze noch mehr Köpfchen. Wahrscheinlich geht es euch ähnlich?
Motorrad fahren heißt nicht zwangsläufig keine Vernunft zu besitzen. Außerdem kann man genauso mit jedem anderen Verkehrsmittel und zufuß, von anderen verunfallt werden.
Carpe diem, ich mach das gern mit Motorrad!