Springe zum Inhalt

„Motorradfahrer überlebt Ausfahrt!“ Eine salutogenetische Analyse der Motorradunfallstatisik 2010 (Österreich)

„Motorradfahrer überlebt Ausfahrt!“

Niemals durfte ich so eine Schlagzeile in einer Zeitung lesen. Wenn über uns geschrieben wird, dann immer nur von Verletzten und Getöteten. Ich versuche heute einmal den Spiess umzudrehen und mich auf die zu konzentrieren, die jährlich unverletzt ihrer Leidenschaft nachgehen. Siehe da, es ist die überwältigende Mehrheit:

Bestand (gemeldete Motorräder 2010 Österreich): 392806

  • ohne Unfall: 389559 (rot)
  • Verletzte Motorradfahrer: 3179 (gelb)
  • Getötete Motorradfahrer: 68 (violett)

Das heisst: 99,98% aller Motorradfahrer überleben jährlich, 99,2% aller Motorradfahrer verletzten sich NICHT!

Würde man alle Motorradfahrer auf ein Jahr verteilen, 362 Tage wären unfallfrei. Erst am 29.Dezember um 1:06 Uhr würden sich die ersten Motorradfahrer ca. im Minutentakt (genau 1,33 min) verletzen die ersten Toten gäbe es am 31.Dezember ca. minütlich ab 22:29 Uhr.

Salutogenese (gekürzt aus Wikipedia): Die Sichtweise welche sich auf Faktoren bezieht, die zur Entstehung und Erhaltung von Gesundheit führen. Im Gegensatz zur Pathogenese, die sich auf Krankheit (Fehler) konzentriert.

Die Frage ist daher nicht NUR: Warum passieren Motorradunfälle? sondern auch:

Was tun wir Motorradfahrer damit so wenig passiert?

Was tust DU, damit DIR nichts passiert? risk’n’ride, Dieter

5 Comments

  1. Gunnar Gunnar

    Mir fallen 3 verschiedene Unfallsituationen ein:

    1.) Unfall mit Fremdfahrzeug, der Motorradfahrer ist schuld wegen Missachtung der Vorfahrt

    2.) Unfall mit Fremdfahrzeug, der andere Fahrzeugführer ist schuld wegen Missachtung der Vorfahrt

    3.) Unfall ohne Fremdbeteiligung (z.B. in der Kurve ausgerutscht).

    Was kann ich tun, um solche Unfälle zu vermeiden?

    Zu 1: Denke dran, Motorradfahren ist gefährlich , Du hast keine Knautschzone. Also fahr konzentriert und beachte die Verkehrsregeln.

    Zu 2: Denke dran, Motorradfahren ist nicht ungefährlich, Du hast – im Gegensatz zu Autofahrern – keine Knautschzone. Rechne mit den Fehlern der anderen und denk für sie mit.

    Zu 3: In der Kurve wird NICHT gebremst. NIEMALS.
    In der Kurve wird nicht runtergeschaltet (Runterschalten hat denselben Effekt wie Bremsen). NIEMALS.
    Das Motorrad hat mehr Schräglagenfreiheit, als der normale Motorradfahrer jemals ausnutzen kann.
    Also: Bereits vor der Kurve die richtige Kurveneingangsgeschwindigkeit finden und mit dem richtigen Gang hineinfahren. Falls Du trotzdem zu schnell bist: Drück Dein Mopped in die Kurve und bleib am Gas!

    Ergebnis:

    Überleg Dir immer wieder: Wohin könnte ich jetzt ausweichen? (Wenn man sich mental auf mögliche Unfallsituationen vorbereitet, kann man vielleicht noch reagieren. Zum Überlegen, wie man reagieren könnte, ist dagegen im Fall des Falles keine Zeit mehr).

    Wenn Du stürzt, such Dir eine Stelle mit genügend Auslauf und bring Abstand zwischen Dich und Dein Motorrad (Hast Du schon mal Motorradrennen beobachtet? Bei fast jedem Rennen stürzt ein Motorradprofi, schlittert in die Auslaufzone, und steht wieder auf. Manchmal ist anschließend das Motorrad hin, manchmal auch eine Schulter angebrochen. Selten passiert dem Fahrer aber ein bleibender Schaden. Warum passiert nicht mehr? Weil der Fahrer genug Platz und Zeit hatte, seine Geschwindigkeit abzubauen!).

  2. charlie popp charlie popp

    ich bin in meinen jungen jahren insgesamt 4 mal bei unfällen verletzt worden und war einmal selbst schuld. nachdem ich echten ehrgeiz hatte nicht mehr in grelle lichter sehen zu müssen und mich fragen zu lassen wie viele finger ich gerade sehe, beschloss ich meine fahrweise zu ändern. ich gehe seither davon aus der andere verkehrsteilnehmer nur ein ziel haben, sie wollen mich umbringen. das macht einen nicht unbedingt langsamer, doch viel vorsichtiger 😉
    ich fahre seit nunmehr 31 jahren legal auf der straße und habe seit 25 jahren nur noch ein hoppala auf asphalt gehabt. wheelie’s vor publikum sollten einfach nicht schief gehen. wenn ich wirklich lust zum spielen habe, schnappe ich mir meine enduro und gehe entweder gleich zu einem der vielen rennen oder trainiere in dafür vorgesehenen gelände. das ist gleichzeitig ein ordentliches training, dass auch im strassenverkehr die angst nimmt, wenn der bock doch einmal ins rutschen kommt.
    auch das kann ich nur jedem anraten, da die stürze im gelände meist glimpflich enden und viel gelernt werden kann. die asphalt-fraktion sollte auch hin und wieder mal ein rennstrecken training machen und kann dabei auch noch viel lernen und gleichzeitig superviel spass haben. grenzen lassen sich dort fein ausloten und wenn man danach mit 80% seiner ressourcen auf der strasse unterwegs ist, ist man trotzdem meist schneller, in jedem fall aber entspannter als zuvor mit 100%.
    ich wünsche euch allen viele weitere unfallfreie saisonen und viel spass on- und offroad.

  3. Max Max

    es kann jeden treffen….
    nicht immer sind es hohe geschwindigkeit oder unachtsamkeit des bikers –
    und nicht immer ist man schnell genug, auf die fehler anderer zu reagieren –
    mein bruder verunglückte vor 2 jahren tödlich mit dem bike – in einer 30er zone in der stadt – es war regennasse fahrbahn – er fuhr geradeaus – entgegen kam ein pkw –
    bog vor ihm links ab – blieb quer zu seiner fahrtrichtung stehen, weil die lenkerin erst nach dem abbiegevorgang sah, dass ein fussgänger ihre straße querte –
    meinem bruder blieben viell. 1 sec. reaktionszeit und 10m straße bis zum crash –
    das hinterrad rutschte weg und er schlitterte kopf voran in die seitentür des wagens und war auf der stelle tot. der brustkorb eingedrückt – eine herzarterie abgerissen und aus war es.
    ich fahre selbst bike – schon davor sehr vorausschauend, immer gut ausgerüstet – und seit dem unfall aber auch mit dem bewußtsein – wenn es dir bestimmt ist zu gehen, dann hilft dir auch kein ABS etc. –
    Fairnishalber muss ich anfügen, er ist 42km/h anstatt der erlaubtn 30km/h gefahren – aber wieviele Unfälle mit dem Bike mit dieser Geschwindigkeit enden in der Regel tödlich?…
    also liebe biker: passt gut auf und kommt alle wieder gut heim. ride on!

  4. Kofi Kofi

    Das um und auf ist die Beherrschung des Fahrzeugs und dessen Sicherheitseinrichtungen. Ca. 99% der Motorradfahrer können ihren Hupknopf nicht blind betätigen, geschweige denn in einer „Situation“. Sehr viele können keinen Ausweichhaken machen, und schaffen es auch nicht, innerhalb von 10m 42km/h zu vernichten. Anmerkung: Der Bremsweg aus 50 km/h beträgt rund 11 Meter. Ja! In der der Kurve keinesfalls zurückschalten, das endet bei Schräglage unweigerlich im Sturz. Siehe Kurve 2 in diesem Video.
    http://www.youtube.com/watch?v=tgbNQmHtflM
    Wenn mehr Motorradfahrer lernen würden, ihr Fahrzeug wirklich gut zu bedienen, dann gäbe es noch wesentlich weniger Verletzte und Tote. Mit bedienen meine ich nicht schnellfahren, sondern welche zwei Finger lege ich während der Fahrt stets auf Brems- und Kupplungshebel, was kann ich mit dem Lenker eigentlich machen, und wie bediene ich meine Antriebseinheit, damit es mich in der Kurve beim runterschalten nicht einfach hinwirft.

  5. Alchi Alchi

    Es wäre auch manchmal einfach nett wenn Dosentreiber vor dem Tschick aus dem Fenster werfen – oder dem erfolgreichen Blenden eines Motorradfahrers mittels Scheibenwaschanlage mal in den Rückspiegel sähen 😉

Schreibe einen Kommentar