Neulich schnecke ich auf meinem Motorrad mitten im Verkehrsstau dahin. Zum Vorbeischlängeln und Zwischendurchschummeln ist es eindeutig zu schmal und den Weg durch die Botanik versperrt eine dieser todesbringenden Leitplanken. Auf meinem mentalen Bordcomputer drück ich infolgedessen den Chillout-Knopf, als plötzlich jemand auf meine Fahrspur wechseln will. Nun erwächst in mir folgendes Problem: Wenn ich diese Dose auf meine Spur lasse, fühle ich mich erfahrungsgemäß anständig und selbstlos. Wenn ich jedoch sehe, wie andere Fahrzeuge vor mir diese Karre in meine Spur lassen, fühle ich mich beschissen. Ich ärgere mich über denjenigen, der auf meine Kosten galant handelt. Wiese fühle ich in diesen beiden Situationen so verschieden, obwohl das Resultat dasselbe ist?
- Gestatte ich jemanden das Einordnen, dann bin ich derjenige der dies entscheidet. Ich verdiene Anerkennung, Achtung und Dankbarkeit.
- Gewährt ein Fahrzeug vor mir den Einlass, habe ich jedoch keine Kontrolle über diese Situation und niemand singt mir eine Hymne. Im Gegenteil, ich sehe nur den Nachteil einer längeren Wartezeit.
Eigentlich doch klar: Ich fühle mich ausgezeichnet, wenn es jemand anderem gut geht (allerdings immer nur dann, wenn ich dies als Resultat meines Großherzigkeit sehe). Ausserdem will ich, dass mich andere als wunderbar, heroisch und zuvorkommend betrachten.
Trotzdem: Gesetzt den Fall viele Klitschen stehen vor mir im Stau und manche davon lassen andere in meine Spur: Sollte ich nicht schlussendlich kneissen, dass wahrer Edelmut darin besteht, einfach zu erlauben, dass gute Dinge passieren? Sogar und vor allem, wenn andere Personen die Lobpreisung dafür kassieren?
Es wäre nicht leicht, diese Haltung zu verinnerlichen. Falls ich es schaffen sollte, wäre ich überzeugt, dass gute Dinge folgen würden.
Motorradfahrende Engel wie wir können die Welt ein bisschen besser machen, indem wir auch anderen Asphaltusern ihre Hochschätzung und Ehrerbietung gönnen (ausser natürlich es gibt diese Lücke, die uns zur „Flucht“ verhilft – rroooaarr!!).
Mal sehen was Gutes kommt,
risk‘n‘ride,
Dieter
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