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Monat: Juni 2013

Triumphaler Sinnspruch – Kolossales Wochenende


LIFE IS LIKE RIDING A MOTORCYCLE
TO KEEP YOUR BALANCE
YOU MUST KEEP MOVING

In brüchigen Lettern strahlt dieser Koan von der Rückseite des diesjährigen Tridays-Ladies-Shirt. Eine physikalische Kondition des Motorradfahrens wird zur waschechten Weisheit des Lebens. Den Veranstaltern der Tridays 2013 in Neukirchen am Großvenediger war dieses Theorem keine Platitüde, sondern inhaltliches Konzept. Nicht nur beim Biken in den Tiroler Alpen, sondern auch beim Feiern in den unzähligen Clubs des feinen Städtchens, war dieses aussergewöhnliche Gleichgewicht zu spüren. Meine Tochter, unzählige Motorradfreunde und ich durften auch heuer an diesem exorbitant sympathischen Event teilnehmen. Ich könnte Bände über dieses heimelige Treffen benzin- und lebenshungriger Menschen tippsen. Ich belasse es bei dem, was sich am tiefsten in meine Gehirnranken einfräste – eben jener Sinn dieses Koans:

WENN DU NICHTS RISKIERST, RISKIERST DU VIEL

Schon allein das Wort „Wagnis“ verweist auf Ausgewogenheit. Niemand kann die Wirren des Daseins jonglieren, wenn er sich zeitlebens im Schneckenhaus verkriecht oder „faster, faster, till the trill of speed overcomes the fear of death“, wie es schon Hunter S. Thompson zum Besten brachte. Ob TT auf der Männerinsel oder das Rumble in Neukirchen, es sind die Höllenreiter, die am Ende die Fahne des Lebens hochhalten.

In „Newchurch“ waren es 14 Engel der Zuversicht, die uns letzten Samstag – nicht in Verachtung des Todes sondern auf Augenhöhe mit diesem – durch ihren Ritt im rockenden Rumble beschenkten. Hier Denis Birrer, der mit Abstand Entspannteste an der Startlinie und gleichzeitig „Triumphator“ 2013, gemeinsam mit Tridays-Godfather Uli Brèe. Chapeau!

Danke Uli Brèe, danke liebes Tridays-Team, see you next year! Und ja: I`ll keep moving!

risk‘n‘ride,
Dieter

Wenn Biker lustvoll bummeln

Epochales Ereignis in Stockholm: Motorradfahrer und Autolenker finden Spaß daran, das Tempolimit einzuhalten! Endsieg der Konformistengesellschaft? Nein: Spaßtheorie!

The Fun Theory“ ist nichts anderes als eine Möglichkeit das Verhalten von uns Menschen durch Kalauer zu verbessern. Entzücken an der Trödelei? Tatsächlich!:

Im Pipi Langstrumpfland wird ein „Radarkasten“ montiert. Wie üblich blitzt dieser jene Verkehrsteilnehmer, die angeblich nichts besseres zu tun haben, als ein paar kmh zu flott unterwegs zu sein. Nur: diese Box fotografiert, kartografiert und indexiert plötzlich auch die Gemächlichen und Geruhsamen, also jene die diesseits des Tempolimits herumbummeln. Wieso denn das?

Die Raser und Sünder werden wie gewohnt zur Kasse gebeten. Deren Euronen kommen nun aber weder den Staatsfinanzen noch dem örtlichen Polizeifest zugute, sondern werden in einem Topf gesammelt, aus dem eine der Schnecken per Losentscheid den Cashpot knackt. Und siehe da: Während der drei Tage Versuchslauf sank die Durchschnittsgeschwindigkeit der Verkehrsteilnehmer von 32 km/h auf apathische 25 km/h und dies mit einem breiten Grinser hinter der Steuer.

Wäre doch cool würde ich in Ekstase geraten, wenn sich das Internet verlangsamt, die email drei Tage zu ihrem Empfänger tändelt oder wenn mein iPhone minutenlang benötigt, um eine Netzverbindung herzustellen. Eeeentschleeeuuniguuung wäre die Doktrin.

Für die Cruiser unter uns keine Neuigkeit, denn, wer den Flow statt dem Kick beim Biken sucht, der beansprucht nicht immer die volle Kanne oder die letzten, mit Gewalt erquetschten Pferdestärken, um dem Motorradleben mit stilgenauer Euphorie zu frönen.

(Wieviele schwedische Motorradfahrer nun der Spielsucht verfallen oder die Klimaerwärmung ankurbeln, indem die pausenlos die Radarbox passieren, sei die Frage einer zukünftigen Recherche.)

wie immer,
risk‘n‘ride,
Dieter

Auf nach Monden!

2 Planeten, 1 Motorrad: Und schon fällt es mir wie Sternschnuppen von den Augen, welch lebensleitende Metapher Fritz Triendl in seiner Motorraderzählung Zonko auf Monden“ zu Papier brachte. Die Rampe, auf der sein Held mit einer Zweizylinder in Richtung Monden abhebt, ist nichts anderes als das Sprungbrett in eine erfüllte Existenz. Seine 182km/h sind gleich der Courage, die wir für gelungenes Leben aufbringen müssen. Die Sehnsucht nach Erlebnissen ausserhalb unseres Alltags, die Begierde nach unserem eigenen persönlichen Monden, ist lebendig in jedem Augenblick.

Werfe ich einen biographischen Blick zurück: Nein, an Komfortzonen-Episoden kann ich mich besten Willens nicht lebhaft erinnern. Es sind die Erfahrungen ausserhalb des Speckgürtels der Bequemlichkeit, die meinem Leben das würzige Etwas gaben. Es war immer die mutige Entscheidung, manchmal die verrückte Tat und oft auch das sich-Richtung-Unglück-treiben-lassen, das mich mit rauschhaften Zauber beschenkte.

In späten Jahren wird sich die Menschheit erinnern, dass die Welt ein bisschen besser wurde, weil manche den Gashahn auf 182 drehten, um die Fahrt auf Monden zu wagen. Im Reisegepäck ein kleiner blauer Reiseführer von Master Triendl, damit wir nicht vom Weg abkommen.

risk‘n‘ride,
und die linke Hand zum Gruss an all die Menschen rund um den Taksim-Platz, die gerade ihre Komfortzone ein Stück weit hinter sich lassen,
Dieter

Hier Genaueres zum Buch: Zonko auf Monden – Eine Riskzension