Springe zum Inhalt

Monat: September 2012

Helmpflicht abschaffen !?

Gesetze werden beschlossen. Sind die Paragraphen für uns Bürger schlüssig (heisst nicht automatisch sinnvoll), werden sie über die Zeit von der Mehrheit angenommen und nach Geraumen zu Kultur. So geschehen bei der allgemeinen Helmpflicht für Motorradfahrer (D: seit 1976, A: seit 1979, CH: seit 1981).

Wagen wir einen Blick über den Atlantik in die USA, sehen wir, dass das Thema „Helmpflicht“ alles andere als einfach ist. Von 50 Bundesstaaten haben

  • nur 21 die allgemeine Helmpflicht
  • In 26 Bundesstaaten ist die Helmpflicht altersbezogen (unter 18-21 Jahren)
  • In 3 Bundesstaaten gibt es KEINE allgemeine Helmpflicht! (Stand 2011)

Ich glaube nicht, dass wir die Einwohner von Illinois, Iowa und New Hampshire per se als bescheuert bezeichnen dürfen, wenn sie auf den Kopfschutz beim Motorradfahren verzichten. Gesetzte wachsen nicht auf Bäumen und fallen nicht vom Himmel, sondern sind meist – vielleicht nicht gut, aber – lang überlegte Entscheidungen.

John Tierney, Kolumnist der New York Times, stellt folgendes zur Diskussion:

Motorradfahrer sollten selbst frei entscheiden, ob sie einen Helm tragen wollen oder nicht. Jeder Motorradfahrer kann zwischen zwei Alternativen wählen:

  1. Standardführerschein. Dieser beinhaltet allgemeine Sturzhelmpflicht!
  2. Zusatzausbildung und Faktoren zur Berechtigung für Fahren ohne Helm:
    1. Eine genügend hohe (Unfall-)Versicherung, so dass der Steuerzahler bei einem Unfall nicht zur Kasse gebeten wird.
    2. Ein Risikokompetenztraining: Spezielles Fahrtraining und Coaching bezüglich Risiken des Motorradfahrens, Unfallstatistiken und Erfahrungen.

Motorradfahrer müssten also dafür bezahlen, um den Wind in den Haaren zu spüren. Der Führerschein käme zwar etwas teuerer, aber die Entscheidungsfreiheit, ob Helm oder nicht, wäre beim Motorradfahrer selbst.

Ist das ein Modell für Europa? An der Sturzhelmpflicht wird sich glaub ich nichts mehr ändern (gut so!), aber STATT Verpflichtungen für z.B. das Tragen von Warnwesten würd ich schon so ein Training machen. Oder nicht?

risk‘n‘ride,
Dieter

PS: Dabei könnten Warnwesten absolut cool aussehen! siehe Rennleitung#110

Homer kauft ein Motorrad

Herbst ist‘s. Manche freuen sich auf Fahrten durch den schönen Altweibersommer, einige packen die Skiunterwäsche unter die Kombi, wenige denken bereits ans einwintern und es gibt auch jene, die den Anzeigendschungel nach günstigen Angeboten für ein neues Bike durchforsten. Vielleicht ist ja was Günstiges dabei? Meist sind Motorräder am Ende des Jahres etwas preiswerter zu haben. Angebot und Nachfrage bestimmen auch hier den Markt.

Wenn Du Dich schon entschieden hast, Deine Lebensversicherung zwecks Motorradkauf zu schlachten (siehe: Motorradfahren gegen die Krise), hier ein Beispiel für miserables Risikomanagement bei der Finanzierung Deines neuen Gefährts:

Homer Simpson kauft einen Geländewagen (Marke Canyonero):

CANYONERO-VERKÄUFER: Okay, ich sage ihnen jetzt einmal, wie sich Ihre Leasingkosten zusammensetzen. Da ist einmal die Anzahlung, dann ist da noch die monatliche Zahlung unnnnnnd …. dann noch die wöchentliche.
HOMER: Und das ist alles, oder?
VERKÄUFER: Ja … oh, und nach der letzten monatlichen Rate kommt noch die ganz normale MSR, die mörderische Schlussrate.
HOMER: Aber das dauert ja noch eine ganze Weile, oder?
VERKÄUFER: Genau!
HOMER: Klasse!
(Season 10 Episode 15)

Gesagt sei, dass wir Menschen bei Entscheidungen bezüglich unserer finanziellen Ressourcen meist irrational, naiv und einfach sehr sehr menschlich funktionieren. Nicht nur deshalb boomt der Anteil an Leasing- und Kreditkäufen am Zweiradmarkt. Du weisst, dass ich nicht uneingeschränkt ein Freund vernunftsgetragener Entscheidungen bin, aber: Wieviel Homer bist Du?

risk‘n‘ride,
Dieter

Homer kauft sich einen Geländewagen (video espanyol):

Zeigt her Euer Hirn!

Es gibt zwei Möglichkeiten wie ein Motorradfahrer zeigen kann, dass er Hirn hat:

1. Er fährt mit Helm
2. Er fährt ohne

risk’n’ride
Dieter

Motorradfahren gegen die Krise

Der Euro in der Krise! Was soll ich tun? Aktien abstossen, Lebensversicherung auflösen, Immobilie kaufen, Gold anhäufen, Erbtante ums Eck bringen, ….? Du weisst nicht was Du tun sollst? Die gute Nachricht: Du bist nicht allein! Selbst Finanzexperten haben keinen blassen Schimmer wie es weitergehen soll. Die Katholiken in der Branche wittern den Untergang der Währung spätestens in den nächsten paar Wochen, buddhistisch angehauchte Experten finden, dass wir ohnehin zum Leiden verdammt sind und die Protestanten unter den Geldgurus kleben an ihren Bildschirmen und verenden in der Analyse. Ich schick sie alle dorthin, wo der Pfeffer wächst, den ich weiss wie man der Krise begegnen muss.

Die Optionen:

Immobilen kaufen: Dein Reptiliengehirn schnappt reflexartig nach der Fliege um sich das Insekt einzuverleiben, nur so entkommt Du dem Hungertod. Aber bitte, jetzt schalte doch mal das Grosshirn ein. Erstens sind Immobilen derzeit überteuert. Zweitens, wenn Du Dir schon eine Hütte kaufst, damit Du inflationsgeschützt bist (was Dir übrigens 9 von 10 Leuten momentan herzlichst empfehlen), dann sei Dir im Klaren, dass wenn die Inflation den Geldwert um die Hälfte köpft, sie das auch mit dem Wert Deiner Immobilie tut. Also, njet, nada, auf keinen Fall! (Ok, Du hast zumindest ein Dach überm Kopf.)

Gold anhäufen: Kurz gesagt, wenns zum Trend wird, ist es zu spät. Dagobert Duck war schneller. Und von wegen stabiler Goldpreis. Recherchiere ein wenig und Du wirst klüger! Vergiss es!

Lebensversicherung auflösen: Wenn Du jemand bist wie ich, der sich von AWD und Komplizen so ein Fondprodukt aufschwatzen hast lassen, welches Dich gegen Leben und Beben schützt. Hohl Dir die Kohle! Ich weiss, damit wird Dein – derzeit nur fiktiver – Verlust zur Realität, aber lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Erbtante ums Eck bringen: Moralisch nur dann vertretbar, wenn Deine Erbtante eine absolute Misanthropin ist und Du die Gänze des Betrags an hungernde Kinder in Afrika überweist.

Die Lösung:

Motorradfahren: Jede Anleitung zum Unglücklichsein besagt zwar, dass Fahrzeuge (vor allem neue Autos) zu kaufen, die Quelle größten Seelenschmerzes sei. Denn wenn Du einen BMW erwirbst, Du spätestens nach drei Tagen auf einen Porsche schielst und nach Kauf von diesem, ein Ferrari Dir schlaflosen Nächte beschert. Andererseits, mit dem Erwerb eines Motorrads erstehst Du indirekt auch schöne Erlebnisse und diese sind laut Glücksforschung garantierter Gewinn an dauerhaftem Entzücken. Und was Dir niemand nehmen kann, weder Inflation, Aktienstürze noch die Elstern von AWD, sind Momente, die Du nie vergisst. Es sind die gemeinsamen Ausfahrten mit Freunden, die Wochenenden am Ring, die Reise in unbekannte Gegenden, die Dir Reichtum bescheren.

Bei der nächsten Schreckensmeldung über den Euro, den Rettungsschirm oder dem Untergang: Schwing Deinen Hintern aufs Motorrad und wehre der Krise!

risk‘n‘ride,
Dieter

„Freiheit“?

Für alle Warnwestenpflichtler ein Klassiker vom argentinischen Altmeister Quino:

„Freiheit“

risk’n’ride
Dieter

Eisbad vs. Heisse Kohlen (men only)

Dan Ariely, Professor an der Duke University, USA, veranstaltete ein feines Experiment an der UC Berkeley, welches für uns Motorradfahrer interessant sein könnte.
Und so geschah es:

Dan und seine Mitarbeiter befragen eine Gruppe junger Männer (18+) über ihre sexuellen Vorlieben, während sich diese in einem „cold state“ (emotional neutralen Zustand) befinden:
• Könntest Du Dir vorstellen mit einer 60 Jahre alten Frau zu schlafen?
• Könntest Du Sex haben mit jemanden den Du abgrundtief haßt?
• Findest zu schwitzende Frauen anregend?
• Findest Du Analsex ansprechend?
• ect.
Die Jungs sind – wie erwartet – eher nicht interessiert an diesen Praktiken und Vorlieben. Sie entscheiden eher konservativ.
Im zweiten Durchlauf werden diese Männer nochmals zu denselben sexuellen Vorlieben befragt, allerdings befinden sie sich diesmal in einem „hot state“ (sexuell erregtem Zustand). Sie sollen vor einen Laptop mit laufender Pornographie masturbieren, um auf einen bestimmten Level von sexueller Erregung zu gelangen (ca. 80% Erregung). Nun erscheinen dieselben Fragen am Bildschirm.
Das Ergebnis:
Im sexuell stimulierten „hot state“ entscheiden Männer deutlich anders: viel risikobereiter und freizügiger.

Eh klar, was anderes hätte ich mir nicht erwartet„. Richtig, ich auch nicht. Wurde von Dan nur mal experimentell erwiesen. Jetzt ist halt nur noch offensichtlicher, warum nett gemeinte SicherheitsratSCHLÄGE uns Motorradfahrer kaum erreichen. Wir lauschen diesen Ratschlägen natürlich immer nur im Zustand, indem Hirn und Maschine ein Eisbad nehmen. Wichtig wäre uns Motorradfahrer zu coachen wenn wir auf heissen Kohlen sitzen.

Also: Wenn Du schon mal Verkehrssicherheitsvideos auf Deinem Laptop guckts, bitte nur, wenn der Playboy nebenbei liegt und Du selbst an Dir Hand anlegst!

Es läuft halt doch wieder nur darauf hinaus, dass ich scheinbar meine eigenen Erfahrungen machen muss, damit ich etwas fürs Biken lerne, den diese holt man sich meist im „hot state“. Eine Erlebnis wird jedoch nur dann zur Erfahrung, wenn ich auch drüber sinniert hab – also doch die Nuss einschalten.

risk‘n‘ride,
Dieter

PS: Sorry liebe Bikerinnen, wir Männer sind leider so einfach gestrickt. Ihr seid ohnehin immer heiß 😉