Springe zum Inhalt

Monat: Juli 2012

„Jäger auf Melonen“ – Helmi hat kläglich versagt

80er Jahre des letzten Jahrhunderts: Helmi, die österreichische Antwort auf Calimero und seinerseits Präventionsgespenst des Kuratoriums für Verkehrssicherheit, bombardiert uns Kinder und Jugendliche mit gut gemeinten Sicherheitssprüchen und heutzutage politisch unkorrekten „Liedern der Vernunft“ (siehe Video).
Jetztzeit: Was hat’s geholfen? Nix. Der Großteil der heute 40-50 jährigen Propagandaopfer, die TROTZ Helmi Motorradfahren, kleiden sich weiterhin in Gruftiestyle und tarnen sich als „Jäger auf Melonen“.
Wer die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat, kann ja folgendes Lied am nächsten Clubabend in den Wurlitzer schummeln.

Für Youtubeabstinenzler: weiter unten der lyrische, leider auch etwas fremdenfeindliche Text zum Mitschunkeln:

Neger auf Kaffeebohnen,
Chinesen auf Zitronen,
Jäger auf Melonen,
kann man nicht gut sehen.

Doch den Schornsteinfeger im Schnee,
den Krankenpfleger im Klee,
den Düsenjäger am Blauen Himmel
kann man sehen.

Ich möchte keine graue Maus sein,
keine Schnecke im Haus sein,
ich will dass man mich schon vom Weiten sieht,
damit mir auf der Strasse nichts geschieht.

Drum trag ich gerne helle Mützen,
lauf mit hellen Stiefeln durch die Pfützen,
Ich trage einen hellen Rock,
Ferdinand der Ziegenbock.

Ich möchte keine graue Maus sein,
lieber eine bunte Laus sein,
wenn ein Gehsteig fehlt, will ich links nur gehen,
so kann mich jedes Fahrzeug von vorne sehen.

Denn Nebel und dunkle Tage
sind im Verkehr für alle eine Plage,
ich weiß wie rasch es kracht und klirrt,
wenn man zu spät gesehen wird.

Und trotzdem,
risk’n’ride,
Dieter

„Schotterkönig des Glücks“ – Ein Tag verdichtetes Motorradfahren!

Der Pfad mein Motorradfahren Stück für Stück zu verbessern führt dazu, dass ich dieses Posting heut mit der Zungenspitze tippe, da meine restlichen Körperteile immer noch den schmerzhaften Schlaf eines kollektiven Muskelkaters dösen. Auslöser: Moto Cross!

Mit Raimund Stipek – einem Mitglied der Crosser-Meistergilde – und Hans Stemeseder – Trial-Experte des ARBÖs – durfte ich einen ganzen Tag in der X-Bowl im Salzburgerischen meine Runden auf losem Untergrund drehen.

Falls es unter Euch Motorradfahrer geben sollte, die sich denken, dass sie nach ihrem     x-ten Fahrsicherheitstraining etwas neues Lernen möchten: Ab auf den Schotter! Das Crossen auf Bikes ist ein Microkosmos für Rausch und Risiko auf zwei Rädern:

  • Das Dosieren des Gashahns ist ein 4-facher ukrainischer Wodka gegenüber dem gestreckten Aperol-Spritz auf der Asphaltbahn. Nach jedem bisschen Überdosis landest Du gnadenlos am Schafott.
  • Ein paar Runden in der X-Bowl entsprechen einem Tagestrip zum Gardasee. Nach wenigen Minuten überkommt meinen Körper eine bleiernde Müdigkeit, die mein Gefühlszentrum im Rausch des Ritts ignoriert, indem es mir „Geil! Geil! Noch einen Turn!“ in die Frontlappen knallt. Gottseidank koaliert mein Großhirn mit der Revolte meines Muskelapparats und zwingt mich zu einer erschöpferischen Pause:

  • Umgekehrt muss meine Vernunft bestimmt den Gashahn aufdrehen, obwohl mein Gefühl „Stop! Langsam!“ brüllt, denn nur durch einen kräftigen Schub am Hinterrad stabilisiert sich mein Bike und kippt nicht in der Kurve ins staubige Nichts. Sicherheit durch Risiko!

Nirgends konnte ich so ein verdichtetes Abbild einer berauschenden Motorradfahrt erleben wie gestern. Perfektes Training für optimale Risikobalance. Drum, egal ob RR-Anzynder oder Harley-Cruiser, rauf mit Euch auf den Schotter. Am besten mit einem Profi, der Euch Tipps geben kann – Danke Raimund Stipek für gestriges Lernen!

Der Ehrlichkeit halber: Neben dem unheimlichen Muskelschmerz, pocht heut noch mein Knöchel, die rechte Achillessehne wimmert vor sich hin und die Schrammen am Unterarm reizen meine Haut mit permanenten kleinen Nadelstichen. All dies wird jedoch übertüncht  durch einen anhaltenden Glückshormonausschuss!

Also: Go for it,
risk‘n‘ride,
Dieter

3 unverzichtbare Bikertools – Entplane Deine „Tour de la Vie“

Immer dasselbe Reiseziel, dieselbe Route, dieselben Freunde, dieselben Rastplätze, die selbe Unterkunft, dasselbe Essen, derselbe Espresso – so verschaffen wir uns innere Sicherheit und „täglich grüßt das Murmeltier“. Heut möchte ich drei Bikertools vorstellen, die uns zurück in das Wagnis Leben schleudern:
Natürlich hab ich mich gleich einem Bikertool-Selbstversuch unterworfen. Vollgedröhnt von alltäglichen, belanglosen, dafür umso belastenderen Entscheidungen überlasse ich die Führung dem Schicksal, dem Universum oder der Bikerfee, je nachdem wie Du es nennen möchtest. Statt der immer selben Route durch das Salzkammergut, lasse ich gleich mal die Flasche wirbelnd auf der Landkarte entscheiden, in welche Richtung es heute gehen soll. Ergebnis: „Südsüdost“. Die Münze weist mir den Weg an wichtigen Kreuzungen. Der Würfel bestellt mir das Mittagessen. Ich entdecke eine bisher noch nie von mir befahrene wunderschöne Strecke durch das südöstliche Oberösterreich, werde in eine Sackgasse mit naturbelassenen Wasserläufen geschickt und genieße mittags ein überaus leckeres Beuschl mit Semmelknödel. Herr Würfel und Frau Münze überraschen und beschenken mich reichlich. Entscheidungen muss ich nur bezüglich Fahrtechnik treffen.

Falls Dir das mit der Motorradtour zu kompliziert erscheint, hier drei Versionen für Dein weiteres Leben:

  1. Geh mal in die Konditorei Deines Vertrauens und frag die Bedienung nach deren Lieblingstörtchen. Lasse es Dir servieren.
  2. Bastle einen „Pizzawürfel“. Schreibe die 5 Namen Deiner Lieblingspizzen auf je eine der Seiten. Auf die sechste Seite notiere jene Pizza, die Du unter keinen Umständen bestellen würdest. Würfle und rufe den Pizzaservice.
  3. Schreib ein Duzend Urlaubsziele auf kleine Zettel, falte diese und steck sie in einen Behälter. Nun ziehe blind Deinen nächsten Trip (falls Du den Amateurstatus verlassen möchtest, gib mindestens einen Zettel mit einem Urlaubsziel dazu, welches absolut nicht Deinen Vorstellungen entspricht). Buche die Reise.

Und nun das Allerwichtigste:

Sei bereit, das, was das Schicksal für Dich wählt – ohne Wenn und Aber – anzunehmen!
Zieh es durch! Es wird sich für Dich lohnen.
 

Mit diesen Übungen singst Du ein Hohelied an die Unsicherheit. Du ergibst Dich dem Teil des Lebens, den wir fälschlicherweise meinen beeinflussen zu können. Du sparst damit die Kosten für den überteuerten Burnout-Präventions-Workshop.

Wohin führen Dich die drei magischen Bikertools? Probier’s mal aus!

C’est la vie oder risk’n’ride, Dieter

„I’m a Loser, baby“ – Eine neue Fehlerkultur beim Motorradfahren

Als ich mich gestern auf der Loser Panoramastrasse abwärts zwirbelte und beim Überholen eines Touristenbusses im Licht-Schatten-Gewirr eine radelnde Litfasssäule ála Lance Armstrong übersah und diese beinahe ins Jenseits beförderte, wurde mir klar, dass ich schon zu lange keinen Fehler beim Motorradfahren fabrizierte, der mich emotional derart aus der Bahn warf.


Ich erinnere mich an Bernt Spiegels Fehlerzähler und beginne bei der Heimfahrt jegliche Unregelmäßigkeit in meinem Fahren in die Waagschale zu legen: Summe = 21!
21 kleinere bis mittlere Abweichungen von meiner Vorstellung von perfektem Motorradfahren. Abgesehen von dem üblichen Geschwindigkeitsübertretungen zwecks angepasstem Risiko, sind da: eine unrund gefahrene Kurve, ein abruptes Abbremsen wegen Unkonzentriertheit, ein etwas zu forsches Beschleunigen in der Kurve ect. Alles kleine Fehlerchen, die ansonsten nicht oder nur wenig in mein Bewusstsein dringen, hätte ich mir nicht das Fehlerzählen als Auftrag erteilt.

Wieso will ich nicht so gerne dorthinsehen, wo ich manchmal scheitere? Schützt mich der Blick auf meine Unzulänglichkeiten nicht vor dem großen Crash? Was es für mich braucht ist eine neue Fehlerkultur, eine neue Blicktechnik.

Lernen kann ich nur durch Zweierlei: Erfolg oder Fehler. Verändern tut mich jedoch nur mein Scheitern. Nur dadurch werde ich geSCHEITER. Was soll ich schon ändern, wenn alles eitler Wonne ist?
Da ich mich nur verbessern kann, indem ich mich verändere, muss ich mich notwendigerweise auf meine Fehlhandlungen konzentrieren und diese dementsprechend würdigen. Klingt leicht, ist es jedoch keineswegs. Schon von kleinauf wurde mir eingeimpft, dass Scheitern nichts Gutes sei. Für Kinder heutzutage, die immer mehr funktionieren müssen statt Kindheit leben dürfen, ist der Fehler ein absolutes Tabu.

Loser Panoramastrasse

Auch wenn es hochtrabend klingen mag: Wir können den nächsten Generationen nur helfen, indem wir unsere Fehler und unser Scheitern würdigen. Ich schlage vor, wir steigen heute noch auf unser Bike und fangen gleich damit an. Statt einem verstohlenen „upps“ wird ein bewusstes „Thanx“. Ab heute bin ich dankbar für jeden kleinen Fehler, den ich begehe, denn nur der macht mich zu einem besseren Motorradmenschen.

In diesem Sinne: „I’m a Loser baby“,
risk’n’ride,
Dieter