Allerorts höre ich verängstigte Menschen nach „noch mehr Sicherheit“ plärren. „Schützt uns vor Gefahren, Terror und dem Fremden und bitte am besten gleich vor uns selbst.“ Ich frage mich, warum gerade in Zeiten, die so sicher sind wie niemals zuvor, die Anzahl der Hosenschisser exponentiell steigt. Ja, und der Schutz nimmt zu. Staatsschutz, Grenzschutz und Unfallschutz machen Rendite, dem Leben geht jedoch die Luft aus. Unsere Welt hat einen Platten. Alle fahren auf der Felge und donnern Richtung 100% Sicherheit und vergessen, dass die Freiheit auf der Strecke bleibt. Jeder von uns muss sich an der eigenen Nase nehmen und nicht permanent hasenfüssig Verantwortung auf andere schieben. „Der Traktor, der mich übersehen hat“, „Der Flüchtling, der mir Arbeit stiehlt“, „Die Kurve, die zu eng war“, „Die Politik, die…“ – ein redundante Lethargie der Hilflosigkeit.
Vilfredo gibt uns heute einen Rat, wie wir uns Souveränität zurückholen. Souveränität im Umgang mit Kurve, Anderen, Motorrad, Fremdem, Rausch und Risiko, ja Souveränität im Leben. Es ist gestrig, stetig die Geschwindigkeit zu erhöhen und gleichzeitig nach mehr Sicherheit zu rufen, ob in Arbeit, auf der Strasse oder im privaten Eigenheim.
Runter vom Gas. Innehalten. Nichtstun. Teetrinken und abwarten – das sind die Techniken der Neuen Sicherheit. Sie geben Raum zum Nachdenken und zum Blick erweitern.
Das heisst jetzt nicht, dass wir gänzlich auf den Schutz unseres Lebens verzichten sollen. Fahrsicherheit, Sturzhelm, Schulung und Ausbildung – keine Angst, euch bleibt die Daseinsberechtigung. Man darf weiterhin mit Euch Geld verdienen. Nur „weniger ist oft mehr„, sagt Vilfredo.
Würde Vilfredo Motorradfahren – Vilfredo lebte im 19.Jahrhundert – er würde sich über ausschweifendes Sicherheitsdenken krummlachen. Vilfredo schenkt uns ein Denken, das uns hilft, den Ball flach zu halten: seine 80:20 Regel. Pareto – unter diesem Namen wurde Vilfredo berühmt – entdeckte, dass:
- 80% des italienischen Bodens im Besitz von nur 20% der Bevölkerung waren
- 20% der Kunden 80% des Umsatzes ausmachen
- 20% der Angestellten für 80% des Gewinns verantwortlich sind
- 80% der Verkäufe von 20% der Produkte erzeugt werden
und vor allem, dass wir
80 Prozent unserer Aufgaben in 20 Prozent der Zeit erledigen!
Nun frage ich mich, welche der 20 Prozent unseres Sicherheitsdenkens sind die Fruchtbaren? Was wirkt und hilft tatsächlich? Muss ich wirklich alles tun, damit ich sicher bin? Welche entbehrlichen 80 Prozent kann ich ich der Mülltonne entsorgen?
„Ja, aber ich will doch 100% Sicherheit und keineswegs nur 80 davon“, höre ich die Unken rufen. Tja, erstens: „100% sicher“, ist sicher nicht sicher und zweitens: willkommen auf der Autobahn zielgenau in Dein Burn-Out. Lasst uns doch Vilfredos Rat folgen und lasst uns nach den 20 Prozent Investition suchen, die uns 80% der Sicherheit schaffen. Den Rest an Unsicherheit können und sollen wir lernen zu ertragen, damit unsere Leben lebenswert bleibt.
wie immer ein genuss…das ist sicher!
Ich verneige mich vor Deiner Genussfähigkeit. Vielen Dank für die Blumen. Ich hoffe Deinen Hendln gehts gut, bei mir leben nur mehr zwei und Eier legen tuns bei diesen Temperaturen auch nicht mehr. Hühner sind wie Motorradfahrer – wenns warm wird gehts ihnen wieder gut.
Grüsse zum Wuschanberg, Dieter