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„Double Fuck You“ Serie #2: D-Air von Dainese

Dainese
Am schlimmsten sind jene, die ihre Sache mit guter Absicht unternehmen. Es fällt schwer sie zu kritisieren, denn sie hätten ja „ihr Herz an der rechten Stelle“. Mir sind jene lieber, die ihren bösen Absichten nicht verschweigen. Zweitere kann ich verurteilen, kritisieren und ich weiss wohin ich sie mir stecken kann.

Jetzt ergibt es sich, dass Dainese – der allseits geschätzte Hersteller von Motorradbekleidung – die Idee hatte, mit Sicherheitsequipment Reichtum anzuhäufen. Selbstverständlich gänzlich in guter Absicht, was es mir schwer macht in den folgenden Zeilen Dainese den doppelten Mittelfinger zu zeigen.

Was bewegt mich Dainese diese Ehre zukommen zu lassen? 19.Dezember, 2015. Matthias Mayer – österreichischer Goldmedaillengewinner der Skiabfahrt in Sotschi 2014 – stürzt in der Abfahrt von Gröden schwer und bricht sich dabei 2 Brustwirbel. Mayer trägt dabei als einer von wenigen Rennläufern erstmals in dieser Abfahrtssaison, einen D-Air, den von Dainese entwickelten Airbag für Skifahrer. Er soll bei Stürzen schlimmere Verletzungen verhindern.

Eingeleitete Untersuchungen nach dem Crash „bestätigen selbstverständlich“, dass der D-Air Matthias Mayer vor schwerwiegenderen Verletzungen schützte. Heiliger Airbag, gebenedeit seist du in alle Ewigkeit. Erlöse mich von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Banknote.

Irgendetwas störte mich an der offiziellen Geschichte des sakrosankten Luftballons. Ted Ligety, 2-facher Olympiasieger und 5mal Weltmeister, brachte meinen Zweifel auf seiner Facebook-Seite zum Ausdruck:

It’s really unfortunate racers are being used as crash test dummies to experiment with an unproven airbag system. To my knowledge he was the first real race crash with the airbag which resulted in the worst back injury in more then a decade for World Cup. It looks to me like the airbag acted as a fulcrum for his back to break around. This needs to be investigated.

War es etwa der Airbag, der zu den beiden Wirbelbrüchen beitrug? Ich weiss es nicht. Ich kann nur sagen, dass ich im Laufe der letzten Jahrzehnte einige solcher Stürze im Fernsehen ansehen musste, ohne dass sich der Rennläufer gleich das Kreuz brach. Tatsache ist, das niemand sagen kann, wer nun Recht hat. Niemand!

Was mich aber nun tatsächlich auf die Palme klettern lässt, ist der Umstand, dass Dainese auf seinem youtube-Kanal dieses Unglück umgehend für Werbungszwecke nützt. Fuck You, Dainese! Für diese Aktion überreiche ich Dir auch gleich den Alltime-Deppen-Award!

Jetzt ist es so, dass der D-Air auch Einzug in die Industrie der Motorradbekleidung hält. Jeder Leser dieses Blogs weiss, dass ich ein Kritiker des militärisch-industriell-kapitalistischen-Komplexes bin, der mit der Abwehr von „äusseren Gefahren“ für uns Motorradfahrer und Menschen Profit macht. Ich mach mal eine Dainese-Shopping-Pause bis an jenen Tag, da es das Unternehmen schafft, die Verkehrspolitik zu einer allgemeinen Airbag-Plicht zu „überzeugen“. Ab jenem dunklen Tag muss auch wohl ich diese Krot fressen.

Ein: „Sie meinen es doch gut“, besänftig mich keineswegs. Es sind jene, die mit guter Absicht schlechtes Tun, an denen ich ersticke.

risk’n’ride;
Dieter

PS: Eine Goldmedaille fürs Denken an Ted Ligety! Alles Gute, Matthias Mayer!

 

Published inAllgemein

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